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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 13): Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51323#0293
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Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung

ler Existenzen. Die Welt ist zerrissen in die Mannigfaltigkeit der Aspekte, Erforschbar-
keiten, Gegenstandssphären. Die eine Transzendenz spricht in der Vielfachheit der
geschichtlichen Erscheinung der Chiffern für die sie hörenden und sehenden Existen-
zen und ist, als das Eine der Wirklichkeit selbst, unzugänglich.
Die Weisen des Umgreifenden schließen sich für uns nicht zu einem geschlosse-
nen Organismus eines einen Ganzen. Wir sehen in ihnen nicht die Harmonie einer
Vollendung. Ihre Vergegenwärtigung ist nur ein Werkzeug, uns im Sein, in dem wir uns
finden, nach den Weisen seiner Gegenwärtigkeit zu vergewissern.
Wir begreifen mit ihnen die Unabschließbarkeit des Ganzen und die Unlösbarkeit
des Problems des einen Ganzen für unser Erkennen.
Wir sehen die radikalen Widersprüche. Wir mögen sie in allen Weisen der Dialek-
tik (entweder in der im Widerspruch der Paradoxie sich öffnenden, oder in der im Kreis
der Vollendung sich schließenden, oder in der im Streit sich bewegenden Dialektik)
uns vor Augen bringen. Es bleiben die radikalen Spannungen. Wir gelangen an den
Grenzen zum Äußersten einer jeden Weise des Umgreifenden.
Das Werkzeug weitet unser Bewußtsein aus in jede mögliche Sinndimension, aber
es ist als Werkzeug selber unabgeschlossen.
2. Der Wille zum Einen. - Indem wir dies alles aussprechen, fühlen wir doch den un-
tilgbaren Willen zum Einen, dorthin, wo alles zu allem gehört, miteinander in Verbin-
dung steht, wo nichts umsonst, vergeblich, überflüssig ist, wo nichts herausfällt und
nichts vergessen wird.
Das Ziel ist als erreicht für uns nicht denkbar und nicht vorstellbar. Es vorwegneh-
mend zu behaupten, zerstört es.
Aber, daß wir den Traum des Einen entwerfen und dabei scheitern, hebt nicht auf,
127 daß er geträumt wird, und daß er für uns ein | Gewicht hat, als ob sein Gegenstand
wirklich, er selber ein Wahrtraum wäre. Da diese Wirklichkeit aber doch nur im Traum
besteht, haben wir in uns ein anderes: die Vernunft, die uns ständig bewegt, das Band
zu finden, und die uns beschwingt, es zu verwirklichen, im kleinsten Umkreis dessen,
in dem wir da sind, im weitesten Horizont dessen, was wir als möglich denken und
dadurch fördern können.
Ist die Transzendenz das Umgreifende alles Umgreifenden, die Existenz der Boden,
so die Vernunft das in der Zeit sich verwirklichende Band. Sie setzt sich dem Zerfallen
entgegen. Was immer uns als getrennt entgegenkommt, und was wir im Denken tren-
nen, und was sich in radikalen Unvereinbarkeiten abzustoßen scheint, das soll auf-
einander bezogen werden. Wir sehen unsere Aufgabe, die Aufgabe der Philosophie
darin, auf den Weg des Verbindens, der Kommunikation zu gelangen. Alle Weisen
des Umgreifenden, im Sein selbst umgriffen von der Transzendenz, werden in uns um-
griffen vom Band aller Weisen des Umgreifenden, der Vernunft.
3. Wesen der Vernunft. - In der Philosophie ist das Höchste die Vernunft, die doch
für sich allein nichts ist.
 
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