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Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung
wollen. Die Wahrheit der Hoffnung bezeugt sich in der Lebenspraxis mit den Entschei-
dungen in konkreten Situationen.
Ohne Trug ist Hoffnung auch nur dann, wenn wir sie nicht für Gewißheit, nicht
einmal für Wahrscheinlichkeit halten, sondern auf sie hin zu leben wagen, weil sol-
ches Leben unserer würdig und transzendent gegründet sein kann.
Zur Hoffnung gehört, im geschichtlich-politischen Sichverhalten und Denken, als
die größte, daß der Mensch frei sein könne.
Der Freiheitsgedanke aber begründet eine Hoffnung nur dann, wenn die Vieldeu-
tigkeit der Freiheit in klarem Wissen gegenwärtig, wenn die Verwechslungen der Frei-
heit jeden Augenblick erkannt werden, wenn die Bindung der Freiheit an Autorität
und der Autorität an Freiheit sich verwirklicht.
Welche Rolle spielt der Offenbarungsglaube in der Freiheit? Gehört der weltliche
Autoritätsanspruch, daher faktisch auch Macht, Zwang, Gewalt zum Offenbarungs-
glauben? Keineswegs. Zwar ist kein Zweifel, daß der Offenbarungsglaube sich einst mit
532 der Gewalt verbunden hat. Vielleicht war in Zeiten der Entartung politischer | Macht
(einerseits in Anarchie, andrerseits in Despotismus) die relativ beste Weise, in der Aus-
weglosigkeit den Geist zur Geltung kommen zu lassen, der Versuch, die Ordnung po-
litischer Gewalt auf den Offenbarungsglauben der Bibel zu gründen. Denn in der Or-
ganisation der religiösen Gewalt wurde doch durch die Bibel als die Heilige Schrift
auch deren Gehalt mitgetragen, der immer wieder Quelle der Freiheit wurde. Fehlt sol-
cher Gehalt, wie in den Schriften von Marx und Engels, dann ist der Sinn des Glau-
bensgehorsams (im Marxismus) fälschlich als Gehorsam gegen die Wissenschaft auf-
gefaßt. Die terroristische Gewalt und dann die unter deren Drohung funktionierende
Zwangsorganisation werden verwirklicht auf Grund des Wissenschaftsaberglaubens,
nicht auf Grund eines Glaubens des Menschen, der seine Freiheit selber im Ursprung
der Transzendenz erfährt und so erst eigentlich frei sein kann.
Aber eine Ablehnung des Offenbarungsglaubens darum, weil seine Vertreter wäh-
rend langer Zeit und zum Teil auch heute noch ihn als Mittel der politischen Macht
benutzen, ist nicht notwendig. Der Offenbarungsglaube ist als solcher apolitisch. Er
trägt in sich die Möglichkeit der menschlichen Freiheit.
Aber ein ganz anderer Unterschied bleibt zwischen Offenbarungsglauben und phi-
losophischem Glauben, nämlich in der Weise ihrer Hoffnung. Die Hoffnung auf
Grund etwa der in der Auferstehung offenbarten Wirklichkeit Christi oder offenbar-
ter Verheißungen ist etwas radikal Anderes als die Hoffnung auf Grund der der philo-
sophischen Vernunft sich zeigenden Wahrheit.
(d) Ist die endgültige Abstoßung zwischen Offenbarungsglauben und philosophischem
Glauben aus der Natur der Sache notwendig?
(1) Schopenhauer schrieb: »Keiner, der religiös ist, gelangt zur Philosophie; er
braucht sie nicht. Keiner, der wirklich philosophiert, ist religiös: er geht ohne Gängel-
band, gefährlich, aber frei.«652 Übrigens: »Religion ist Metaphysik für das Volk.«653 Um-
Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung
wollen. Die Wahrheit der Hoffnung bezeugt sich in der Lebenspraxis mit den Entschei-
dungen in konkreten Situationen.
Ohne Trug ist Hoffnung auch nur dann, wenn wir sie nicht für Gewißheit, nicht
einmal für Wahrscheinlichkeit halten, sondern auf sie hin zu leben wagen, weil sol-
ches Leben unserer würdig und transzendent gegründet sein kann.
Zur Hoffnung gehört, im geschichtlich-politischen Sichverhalten und Denken, als
die größte, daß der Mensch frei sein könne.
Der Freiheitsgedanke aber begründet eine Hoffnung nur dann, wenn die Vieldeu-
tigkeit der Freiheit in klarem Wissen gegenwärtig, wenn die Verwechslungen der Frei-
heit jeden Augenblick erkannt werden, wenn die Bindung der Freiheit an Autorität
und der Autorität an Freiheit sich verwirklicht.
Welche Rolle spielt der Offenbarungsglaube in der Freiheit? Gehört der weltliche
Autoritätsanspruch, daher faktisch auch Macht, Zwang, Gewalt zum Offenbarungs-
glauben? Keineswegs. Zwar ist kein Zweifel, daß der Offenbarungsglaube sich einst mit
532 der Gewalt verbunden hat. Vielleicht war in Zeiten der Entartung politischer | Macht
(einerseits in Anarchie, andrerseits in Despotismus) die relativ beste Weise, in der Aus-
weglosigkeit den Geist zur Geltung kommen zu lassen, der Versuch, die Ordnung po-
litischer Gewalt auf den Offenbarungsglauben der Bibel zu gründen. Denn in der Or-
ganisation der religiösen Gewalt wurde doch durch die Bibel als die Heilige Schrift
auch deren Gehalt mitgetragen, der immer wieder Quelle der Freiheit wurde. Fehlt sol-
cher Gehalt, wie in den Schriften von Marx und Engels, dann ist der Sinn des Glau-
bensgehorsams (im Marxismus) fälschlich als Gehorsam gegen die Wissenschaft auf-
gefaßt. Die terroristische Gewalt und dann die unter deren Drohung funktionierende
Zwangsorganisation werden verwirklicht auf Grund des Wissenschaftsaberglaubens,
nicht auf Grund eines Glaubens des Menschen, der seine Freiheit selber im Ursprung
der Transzendenz erfährt und so erst eigentlich frei sein kann.
Aber eine Ablehnung des Offenbarungsglaubens darum, weil seine Vertreter wäh-
rend langer Zeit und zum Teil auch heute noch ihn als Mittel der politischen Macht
benutzen, ist nicht notwendig. Der Offenbarungsglaube ist als solcher apolitisch. Er
trägt in sich die Möglichkeit der menschlichen Freiheit.
Aber ein ganz anderer Unterschied bleibt zwischen Offenbarungsglauben und phi-
losophischem Glauben, nämlich in der Weise ihrer Hoffnung. Die Hoffnung auf
Grund etwa der in der Auferstehung offenbarten Wirklichkeit Christi oder offenbar-
ter Verheißungen ist etwas radikal Anderes als die Hoffnung auf Grund der der philo-
sophischen Vernunft sich zeigenden Wahrheit.
(d) Ist die endgültige Abstoßung zwischen Offenbarungsglauben und philosophischem
Glauben aus der Natur der Sache notwendig?
(1) Schopenhauer schrieb: »Keiner, der religiös ist, gelangt zur Philosophie; er
braucht sie nicht. Keiner, der wirklich philosophiert, ist religiös: er geht ohne Gängel-
band, gefährlich, aber frei.«652 Übrigens: »Religion ist Metaphysik für das Volk.«653 Um-