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Stellenkommentar
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Zur »Gleichzeitigkeit mit Christus« vgl. S. Kierkegaard: Einübung im Christentum, GWb 26,
61-66.
»Die Christenheit hat das Christentum abgeschafft, ohne es selber richtig zu merken; folg-
lich muß man, wenn man etwas ausrichten will, versuchen, das Christentum wieder in die
Christenheit einzuführen.« (Ebd., 34)
»Wir sind, wie es heißt, ein christliches Volk - aber dergestalt, daß nicht ein einziger von
uns das neutestamentliche Christentum im vollen persönlichen Ernst vertritt, so wenig wie
ich das tue, was ich fort und fort wiederholt habe und nochmals wiederhole: Ich bin nur
ein Dichter.« (S. Kierkegaard: »Der religiöse Zustand«, in: ders.: Der Augenblick, GWb 34,38-
42, hier: 39)
Vgl. S. Kierkegaard: »Die Konfirmation und die Trauung; ein christliches Komödienspiel
oder noch Schlimmeres«, ebd., 239-247; »Daß die besonders im Protestantismus so hoch
gepriesene christliche Kindererziehung in einem christlichen Familienleben, christlich,
auf einer Lüge, einer reinen Lüge gründet«, ebd., 247-250.
»Ganz einfach: Ich will Redlichkeit. Ich bin nicht, wie man wohlmeinend - denn auf die Auf-
fassung der Erbitterung und der Wut und der Ohnmacht und des Geschwätzes kann ich keine
Rücksicht nehmen - mich hat hinstellen wollen, ich bin nicht christliche Strenge gegenüber
einer gegebenen christlichen Milde. Auf keine Weise, ich bin weder Milde noch Strenge - ich
bin: Menschliche Redlichkeit.« (S. Kierkegaard: »Was ich will?«, ebd., 48-52, hier: 48)
Ebd., 50-51. Bei Kierkegaard am Beginn des Zitats: »sich ehrlich, redlich, vorbehaltlos, offen,
geradezu gegen das Christentum empören«.
»Will nun das amtliche Christentum im Lande das, was hier gesagt ist, zum Anlaß nehmen,
um Gewalt wider mich zu gebrauchen: Ich bin bereit; denn ich will Redlichkeit. Für diese
Redlichkeit will ich wagen. Hingegen sage ich nicht: daß ich für das Christentum wage.
Nimm denn an, nimm an, daß ich ganz buchstäblich ein Opfer würde: Ich würde doch kein
Opfer für das Christentum, sondern weil ich Redlichkeit wollte.« (Ebd., 51)
S. Kierkegaard: »Die Konfirmation und die Trauung; ein christliches Komödienspiel oder
noch Schlimmeres«, 242.
In seinem 1938 gehaltenen Nietzsche-Vortrag verweist Jaspers zum Beleg auf Nietzsches Ein-
sicht, »dass auch wir Erkennenden von heute, wir Gottlosen und Antimetaphysiker, auch
unser Feuer noch von dem Brande nehmen, den ein Jahrtausende alter Glaube entzündet
hat« (F. Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft, GoA 5, 275; KSA 3, 577), und fügt erläuternd
hinzu: »Nietzsches Feindschaft gegen das Christentum als Wirklichkeit ist untrennbar von
seiner tatsächlichen Bindung an das Christentum als Anspruch. Und diese Bindung hält er
selbst nicht für eine nur abzuschüttelnde, sondern für eine sehr positive.« (K. Jaspers:
»Nietzsche und das Christentum«, 335) So weit ist Jaspers in seinem zwei Jahre zuvor er-
schienenen Nietzsche-Buch noch nicht gegangen. Dort hat er Nietzsches Äußerung zwar
ebenfalls zitiert, daraus aber keine positive Bindung an das Christentum abgeleitet (vgl.
K. Jaspers: Nietzsche, 211).
S. Kierkegaard: »Der religiöse Zustand«, 41.
Ebd. (Auslassungspunkte von Jaspers).
»es geht darum, Licht zu bringen in ein Jahrhunderte hindurch fortgesetztes, von Millio-
nen (mehr oder minder schuldvoll) begangenes christliches Kriminalverbrechen, wodurch
man scharfsinnig, unter dem Namen einer Vervollkommnung des Christentums, versucht
hat, das Christentum Stück für Stück Gott abzulisten, und es dahin gebracht hat, daß das
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Zur »Gleichzeitigkeit mit Christus« vgl. S. Kierkegaard: Einübung im Christentum, GWb 26,
61-66.
»Die Christenheit hat das Christentum abgeschafft, ohne es selber richtig zu merken; folg-
lich muß man, wenn man etwas ausrichten will, versuchen, das Christentum wieder in die
Christenheit einzuführen.« (Ebd., 34)
»Wir sind, wie es heißt, ein christliches Volk - aber dergestalt, daß nicht ein einziger von
uns das neutestamentliche Christentum im vollen persönlichen Ernst vertritt, so wenig wie
ich das tue, was ich fort und fort wiederholt habe und nochmals wiederhole: Ich bin nur
ein Dichter.« (S. Kierkegaard: »Der religiöse Zustand«, in: ders.: Der Augenblick, GWb 34,38-
42, hier: 39)
Vgl. S. Kierkegaard: »Die Konfirmation und die Trauung; ein christliches Komödienspiel
oder noch Schlimmeres«, ebd., 239-247; »Daß die besonders im Protestantismus so hoch
gepriesene christliche Kindererziehung in einem christlichen Familienleben, christlich,
auf einer Lüge, einer reinen Lüge gründet«, ebd., 247-250.
»Ganz einfach: Ich will Redlichkeit. Ich bin nicht, wie man wohlmeinend - denn auf die Auf-
fassung der Erbitterung und der Wut und der Ohnmacht und des Geschwätzes kann ich keine
Rücksicht nehmen - mich hat hinstellen wollen, ich bin nicht christliche Strenge gegenüber
einer gegebenen christlichen Milde. Auf keine Weise, ich bin weder Milde noch Strenge - ich
bin: Menschliche Redlichkeit.« (S. Kierkegaard: »Was ich will?«, ebd., 48-52, hier: 48)
Ebd., 50-51. Bei Kierkegaard am Beginn des Zitats: »sich ehrlich, redlich, vorbehaltlos, offen,
geradezu gegen das Christentum empören«.
»Will nun das amtliche Christentum im Lande das, was hier gesagt ist, zum Anlaß nehmen,
um Gewalt wider mich zu gebrauchen: Ich bin bereit; denn ich will Redlichkeit. Für diese
Redlichkeit will ich wagen. Hingegen sage ich nicht: daß ich für das Christentum wage.
Nimm denn an, nimm an, daß ich ganz buchstäblich ein Opfer würde: Ich würde doch kein
Opfer für das Christentum, sondern weil ich Redlichkeit wollte.« (Ebd., 51)
S. Kierkegaard: »Die Konfirmation und die Trauung; ein christliches Komödienspiel oder
noch Schlimmeres«, 242.
In seinem 1938 gehaltenen Nietzsche-Vortrag verweist Jaspers zum Beleg auf Nietzsches Ein-
sicht, »dass auch wir Erkennenden von heute, wir Gottlosen und Antimetaphysiker, auch
unser Feuer noch von dem Brande nehmen, den ein Jahrtausende alter Glaube entzündet
hat« (F. Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft, GoA 5, 275; KSA 3, 577), und fügt erläuternd
hinzu: »Nietzsches Feindschaft gegen das Christentum als Wirklichkeit ist untrennbar von
seiner tatsächlichen Bindung an das Christentum als Anspruch. Und diese Bindung hält er
selbst nicht für eine nur abzuschüttelnde, sondern für eine sehr positive.« (K. Jaspers:
»Nietzsche und das Christentum«, 335) So weit ist Jaspers in seinem zwei Jahre zuvor er-
schienenen Nietzsche-Buch noch nicht gegangen. Dort hat er Nietzsches Äußerung zwar
ebenfalls zitiert, daraus aber keine positive Bindung an das Christentum abgeleitet (vgl.
K. Jaspers: Nietzsche, 211).
S. Kierkegaard: »Der religiöse Zustand«, 41.
Ebd. (Auslassungspunkte von Jaspers).
»es geht darum, Licht zu bringen in ein Jahrhunderte hindurch fortgesetztes, von Millio-
nen (mehr oder minder schuldvoll) begangenes christliches Kriminalverbrechen, wodurch
man scharfsinnig, unter dem Namen einer Vervollkommnung des Christentums, versucht
hat, das Christentum Stück für Stück Gott abzulisten, und es dahin gebracht hat, daß das