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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 13): Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51323#0719
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6i8

Stellenkommentar

rischen Auseinandersetzung mit der römischen Papstkirche zu einem bestimmenden ek-
klesiologischen Prinzip. Danach ist die Kirche als geistige Gemeinschaft der wahrhaft Glau-
benden von der institutionell verfassten Kirche in der Welt unterschieden. Wie das
Verhältnis beider Kirchen zu denken sei, ist unter den Reformatoren umstritten. Zu den
dogmatischen Motiven der Unterscheidung vgl. R. Anselm: »Kirche, V. Neuzeit«, in: RGG
4,1008-1011, hier: 1008, zur Unterscheidung selbst vgl. G. W. Locher: »Sichtbare/unsicht-
bare Kirche«, in: RGG 7,1299-1300. - Jaspers hat den Gedanken einer unsichtbaren Kirche
aufgegriffen und für sein Verständnis von Philosophie fruchtbar gemacht. Vgl. Die geistige
Situation der Zeit, 195.
649 1. Kor 13, 2. Vgl. auch Mt 17, 20 und Mt 21, 21.
650 In der Frage, wie viel Freiheit der Mensch verträgt, hat Jaspers wiederholt auf die Erzählung
vom Großinquisitor zurückgegriffen. Vgl. Psychologie der Weltanschauungen, 321; Strindberg
und van Gogh, 137; Von der Wahrheit, 776-777.
651 Das Christentum wurde formell erst 380 unter Theodosius zur Staatsreligion erhoben. Al-
lerdings wurde diese Entwicklung durch Konstantin (gest. 337) in die Wege geleitet (»kon-
stantinische Wende«) und maßgeblich gefördert. Vgl. oben, S. 157, bzw. Stellenkommen-
tar, Nr. 85.
652 Jaspers zitiert diese kritische Notiz zu Schleiermachers Berliner Vorlesung »Geschichte der
Philosophie unter den christlichen Völkern« vom Sommersemester 1812 nach A. Schopen-
hauer: Sämmtliche Werke in sechs Bänden, hg. von E. Grisebach, Bd. 6, Leipzig, 2. Aufl. o.J.,
184. Vgl. A. Schopenhauer: Der handschriftliche Nachlaß, Bd. 2: Kritische Auseinandersetzun-
gen (1809-1818), hg. von A. Hübscher, Frankfurt a.M. 1967, 226.
653 »Die Religion ist die Metaphysik des Volks, die man ihm schlechterdings lassen und daher
sie äußerlich achten muß: denn sie diskreditiren heißt sie ihm nehmen.« (A. Schopenhauer:
Parerga undParalipomena II, Werke 5, 288) Ähnlich die Äußerung, »die verschiedenen Reli-
gionen« seien »die Metaphysik des Volkes« (ders.: »Preisschrift über die Grundlage der Mo-
ral«, Werke 3, 558). - Vgl. K. Jaspers: Von der Wahrheit, 685.
654 In der negativen Bedeutung eines von der Kirche vorgegebenen, unreflektiert übernomme-
nen und existentiell ungedeckt bleibenden Glaubens geht der Begriff der fides implicita auf
Luther und Calvin zurück, fand aber erst an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert die
gesteigerte Aufmerksamkeit der Theologie (vgl. A. Ritschi: Fides implicita. Eine Untersuchung
über Köhlerglauben, Wissen und Glauben, Glauben und Kirche, hg. von O. Ritschi, Bonn 1890;
G. Hoffmann: Die Lehre von der Fides implicita, 3 Bde., Leipzig 1903-1909). Vor diesem Hin-
tergrund verstand Max Weber die fides implicita als »allgemeine Bereitschaft der Unterstel-
lung aller eigenen Überzeugung unter die im Einzelfall maßgebende Glaubensautorität«,
wie sie besonders von der katholischen Kirche beansprucht und gefordert werde (M. We-
ber: Wirtschaft und Gesellschaft. Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und
Mächte. Nachlaß, Tlbd. 2: Religiöse Gemeinschaften, MWG I/22-2, 353). Zum weiteren Kon-
text des Begriffs vgl. L. Lies: »Fides implicita«, in: LThK 3,1274; M. Mühling-Schlapkohl: »Fi-
des implicita«, in: RGG 3,114.
 
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