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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 13): Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51323#0718
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Stellenkommentar

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641 Hans Lassen Martensen, 1808-1884; dänischer lutherischer Theologe, 1840 außerordentli-
cher, 1850 ordentlicher Professor für systematische Theologie in Kopenhagen; 1845 Hof-
prediger, 1854 Bischof von Seeland und damit höchster Repräsentant der dänischen Staats-
kirche. Hauptwerke in dt. Übersetzung: Grundriß des Systems der Moralphilosophie. Zum
Gebrauch für akademische Vorlesungen, Kiel 1845; Die christliche Dogmatik, Kiel 1850; Die christ-
liche Ethik, 2 Tie. in 3 Bdn., Gotha 1871-1878. - An Hegels dialektisch-spekulativem Denken
orientiert, suchte Martensen in seinem Werk eine Synthese von christlichem Glauben und
philosophischem Wissen zu schaffen und provozierte dadurch schon früh den Wider-
spruch Kierkegaards. Seine Trauerrede auf den 1854 verstorbenen Bischof Jacob Peter Myns-
ter veranlasste Kierkegaard, von der lange verdeckt geäußerten Kritik zum offenen Angriff
überzugehen. Zu seiner Auseinandersetzung mit Kierkegaards Werk und Person vgl. Die
christliche Ethik, Bd. 1: Allgemeiner Theil, § 69,305-321, sowie Aus meinem Leben. Mittheilun-
gen, Bd. 2:1837-1854, Karlsruhe, Leipzig 1884, 150-155, und Bd. 3:1854-1883, Karlsruhe,
Leipzig 1884,12-24. - Jaspers hat zur Vorbereitung seiner Religionspsychologievorlesung
im Wintersemester 1916/17 Martensens Dogmatik studiert, jedoch nur »zur Information«
und »ohne Beteiligung« (K. Jaspers: Philosophische Autobiographie, 112). Seine Wahl fiel nicht
zuletzt deshalb auf ihn, weil er »der große Gegner Kierkegaards« (ebd.) gewesen war.
642 Jaspers bezieht sich auf Kierkegaards Selbstverständnis, »die Urschrift der individuellen,
humanen Existenzverhältnisse, das Alte, Bekannte und von den Vätern Überlieferte, noch
einmal, womöglich auf eine innerlichere Weise, durchlesen zu wollen« (S. Kierkegaard: Ab-
schließende un-wissenschaftliche NachschriftII, GWb 16.2,344). Dass aus dieser Äußerung die
falschen Schlüsse gezogen werden können, hat Jaspers klar gesehen (vgl. K. Jaspers: »Kier-
kegaard«, 297; »Kierkegaard. Zu seinem 100. Todestag«, 318-319; »Kierkegaard heute«, 323-
324). Von besonderer Relevanz für den hier behandelten Zusammenhang ist das folgende
Missverständnis: »Philosophen scheiden das Christliche aus und meinen, ohne dieses eine
Lehre bei Kierkegaard zu finden, die als eine neue Philosophie gelten soll: die Lehre von den
humanen Existenzverhältnissen.« (K. Jaspers: »Kierkegaard. Zu seinem 100. Todestag«, 320)
643 Nach reformatorischem, von Luther unter Berufung auf das Neue Testament (1. Petr 2, 9;
Offb 1,6; vgl. bereits 2. Mose 19,6) formuliertem Verständnis sind alle Gläubigen, also nicht
nur die ordinierten Inhaber eines geistlichen Amtes, dazu berufen, das Evangelium zu ver-
künden und seelsorgerlichen Dienst am Nächsten zu tun. Theologisch ist dieser Gleichheits-
grundsatz aus der Taufe aller Gläubigen in Jesus Christus abgeleitet. Vgl. H. Goertz: »Allge-
meines Priestertum«, in: RGG 1, 316-317. - Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil betont
auch die katholische Kirche das allgemeine Priestertum (vgl. Lumen Gentium 10, DH 4125).
644 ex opere operato = durch die vollzogene Handlung. - Kanonischer, auf dem Konzil von Tri-
ent (7. Sitzung, 3. März 1547) gegen die reformatorische Sakramentenlehre verabschiedeter
Grundsatz, wonach die Gnadenwirkung eines Sakraments von der persönlichen Beteili-
gung (opus operantis) des Spenders und Empfängers unabhängig ist. Vgl. DH 1608 sowie
E.-M. Faber: »Ex opere operato - ex opere operantis«, in: LThK 3,1085.
645 Vgl. zur Differenzierung K. Jaspers: Von der Wahrheit, 867. Zum character indelebilis vgl.
oben, S. 153, bzw. Stellenkommentar, Nr. 82.
646 Vgl. K. Jaspers: »Von der biblischen Religion«; Der philosophische Glaube, 80-105.
647 Nikolaus von Kues: Depace fidei 1, 6.
648 Die Unterscheidung zwischen sichtbarer und unsichtbarer Kirche ist bereits bei Augustin
angelegt (vgl. dazu K. Jaspers: Die großen Philosophen, 384), wird aber erst in der reformato-
 
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