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27. Allgemeine Bemerkungen zu den Inschriften (Tafeln 115-127)
Die Inschriften stellen mit etwa 200 Beispielen nur ein gutes Zehntel des Gesamtmaterials in Hodar dar.
Im Vergleich dazu bestehen die Gravuren in Oshibat zu etwa einem Drittel und in Shatial gar fast zu
zwei Dritteln aus Inschriften. Auffallend ist, daß es hier bis auf eine einzige in Kharosthi geschriebene
(70:3), eine baktrische (48:2) und eine mögliche sogdische Inschrift (69:33) ausschließlich Brähml-Inschrif-
ten gibt.
Bemerkenswert ist weiterhin die topographische Verteilung der Inschriften. Obwohl sie über den ganzen
Felsbildkomplex verstreut sind, lassen sich doch deutliche Schwerpunkte ausmachen. Mehr als 30 Inschrif-
ten finden sich im nordwestlichsten Teil, 25 auf Stein 65, knapp 40 auf Stein 69 und 16 auf Stein 93. Fast
alle übrigen sind eher isoliert angebracht. Auf den genannten Steinen 65, 69 und 93 sind ansonsten keine
Konzentrationen anderer Gravuren zu beobachten, überhaupt finden sich auf den Steinen des südwestli-
chen Teiles von Hodar vergleichsweise wenig Petroglyphen.
Ebenso wie in Shatial und Oshibat nennen auch in Hodar die Inschriften in der Hauptsache Namen. Im
Gegensatz zu dort gibt es jedoch hier nach von Hinüber520 eine auffällige Häufung einiger Namen. Die-
se Namen sind im wesentlichen auch jeweils auf bestimmte Steine in einer bestimmten topographischen
Region in Hodar beschränkt. So findet sich der oft vorkommende Name Bhita lediglich auf vier eng bei-
einander hegenden Steinen des nordwestlichen Abschnitts. Die einzige weitere Nennung dieses Namens
auf einem weit entfernten Stein (93) könnte nach von Hinüber521 auch von anderer Hand stammen.
Auch die den Namen Jlvadharma enthaltenden Inschriften sind bis auf zwei, die auf Stein 93 erscheinen,
gleichfalls auf diese nordwestlichen Steine von Hodar beschränkt. Demgegenüber findet sich der am häu-
figsten vorkommende Name, Sürota/Sülota auf sieben Steine verteilt ausschließlich im südwestlichen Ab-
schnitt der Felsbildstation. Und das gleiche gilt im wesentlichen für die zahlreichen Namen mit der En-
dung -simha, allen voran Bhagasimha. Wie bei Bhita und Jlvadharma steht auch hier die einzige räumli-
che Abweichung der Stein 93 dar. Die beiden Namen Vuge mit fünf Nennungen und Sumanavlra mit
sechs Beispielen finden sich im wesentlichen auf Stein 69 (- Karte H).
Weiterhin zu beobachten ist, daß die beinahe 20 Namen, die auf -ot(t)a enden und damit auf einheimi-
sche Namensträger deuten,522 mit einer einzigen Ausnahme sämtlich auf dem südlich des Sumpfgebietes
gelegenen Teil von Hodar konzentriert sind. In diesem Bereich findet sich auch die eine Patola-Sähi-In-
schrift (68:l).523 Gerade im Vergleich mit Shatial, wo anhand von insgesamt mehr als 40 Beispielen die
Häufigkeit und Bedeutung der Namen auf -varma, -datta und -sarma diskutiert wurde,524 fällt bei den
Namen in Hodar auf, daß nur vier von ihnen auf -varm(m)a, nur zwei auf -datta und nur einer auf -sarma
enden (-* Index III). Gleichfalls im Gegensatz zu Oshibat und Shatial findet sich in Hodar die Stifterfor-
mel “devadharmo yam” mit oder ohne zugehörige Zeichnung ausgesprochen oft. Auch von Shatial abwei-
chend wird nur in einer einzigen Inschrift ein Ortsname genannt (42:1), und wiederum im Unterschied
zu dort finden sich hier recht wenige Inschriften, die zu schwach eingepickt, abgerieben oder undeutlich
sind, um eindeutig als Brähml-Inschriften bestimmt werden zu können. In Shatial gab es demgegenüber
einige lesbare Inschriften, die in einer unbekannten Schrift geschrieben zu sein scheinen.

520 Siehe unten S. 89.
521 Vgl. Kommentar zu 93:10.
522 Hierzu von HINÜBER 1994: 21.
523 von Hinüber unten S. 91ff.
524 FUSSMAN 1997: 80 und KÖNIG 1997a: 103f.
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