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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0045
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26 Der Fall Wagner

ganz und gar ergebener Musikant bin. Richard — der Catarrhist" (Wagner 2001,
12, 215).

Vorwort
11, 2 Ich mache mir eine kleine Erleichterung.] „Erleichterung" ist bei N. seit
seinen frühen Schriften (vgl. z. B. UB I DS 11, KSA 1, 227, 5 im Anschluss an
Schopenhauer) eine beliebte Vokabel, die gelegentlich dazu dient, die beson-
dere Leistungsfähigkeit der von N. vertretenen, kritisch-freigeistigen Art des
Philosophierens oder der mit ihr verbundenen Methoden herauszustellen (vgl.
z. B. MA II WS 350, KSA 2, 702, 16 f.). So zählt nach MA I 36, KSA 2, 58, 19-21
etwa „die psychologische Beobachtung zu den Reiz-, Heil- und Erleichterungs-
mitteln des Daseins". Allzu leichtfertigen „Erleichterern des Lebens",
wie etwa manchen „Dichtern", steht N. allerdings vorbehaltvoll gegenüber
(MA I 148, KSA 2, 143, 6-21, vgl. MA I 279, KSA 2, 229, 15-28). Attraktiv erscheint
N. da eher ein Wechselspiel, nämlich „Erschwerung als Erleichterung
und umgekehrt" (MA I 280, KSA 2, 229, 30-230, 1). Abgesehen von der bei
N. vorherrschenden, metaphorischen Wortverwendung, die „Erleichterung" als
Antonym zu geistiger „Beschwerung" setzt, spielt N. gelegentlich auch auf kon-
kret physiologische Vorgänge der Erleichterung an: „Meine Einwände gegen
die Musik Wagner's sind physiologische Einwände: [...] Protestirt aber nicht
auch mein Magen? mein Herz? mein Blutlauf? mein Eingeweide? [...] — Und
so frage ich mich: was will eigentlich mein ganzer Leib von der Musik über-
haupt? Ich glaube, seine Erleichterung: wie als ob alle animalischen Funk-
tionen durch leichte kühne ausgelassne selbstgewisse Rhythmen beschleunigt
werden sollten." (FW 368, KSA 3, 616, 29-617, 12) Diese Erleichterung kann
durchaus auch die Gestalt der Darmentleerung annehmen.
11, 2-4 Es ist nicht nur die reine Bosheit, wenn ich in dieser Schrift Bizet auf
Kosten Wagner's lobe.] N. hat die Musik des französischen Komponisten Geor-
ges Bizet (1838-1875) erstmals im Spätherbst 1881 in Genua wahrgenommen:
„Hurrah! Freund! Wieder etwas Gutes kennen gelernt, eine Oper von Francois
Bizet (wer ist das?): Carmen. Hörte sich an wie eine Novelle Merimee's,
geistreich, stark, hier und da erschütternd. Ein ächt französisches Talent der
komischen Oper, gar nicht desorientiert durch Wagner, dagegen ein wah-
rer Schüler von H Berlioz." (N. an Köselitz, 28. 11. 1881, KSB 6, Nr. 172, S. 144,
Z. 2-7) Abgesehen vom falschen Vornamen des Komponisten und der falschen
Schreibweise des Werkes wird bereits hier die Opposition Bizets zu Wagner
behauptet; übrigens hört sich die 1875 uraufgeführte „opera comique" Carmen
 
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