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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0278
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Stellenkommentar GD Sokrates, KSA 6, S. 65-66 259

setzen...] Der Text erweckt den Eindruck, dass die Konfrontation mit den (und
die richtige Antwort auf die) „Gewissensfragen" in GD Sprüche und Pfeile 37,
38, 40 und 41 die „Stufen" gewesen sind, über die das Ich hinübersteigen
musste. Jedoch stammt die Vorstufe dieses Textes in NL 1888, KSA 13, 15[118],
478, 24-26 (dort mit Anführungszeichen gleichsam als Zitat markiert) aus ganz
anderem Zusammenhang: Unmittelbar davor steht die Vorstufe von GD Sprü-
che und Pfeile 8. Die Neukontextualisierung gibt 66, 4-6 einen neuen Bedeu-
tungshorizont.
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66, 8 f. Was liegt daran, dass ich Recht behalte! Ich habe zu viel Recht. —
Und wer heute am besten lacht, lacht auch zuletzt.] Vgl. NL KSA 13, 15[118], 477,
27. Der zweite Teil ist eine Abwandlung des vielfach und in diversen Sprachen
geläufigen Sprichworts „Wer zuletzt lacht, lacht am besten" (vgl. die Belege
bei Wander 1867-1880, 2, 1746).
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66, ll f. Formel meines Glücks: ein Ja, ein Nein, eine gerade Linie ein Ziel...]
Mit dieser, dort als „Formel unsres Glücks" ausgewiesenen Wendung endet AC
1, KSA 6, 169, 24 f. N. nimmt mit der „geraden Linie" und dem „Ziel" den
Kapiteltitel metaphorisch wieder auf: Die gerade Linie, die das Ziel trifft, ist
die ideale Flugbahn eines Pfeiles.

Das Problem des Sokrates
Der Übergang vom Einleitungskapitel „Sprüche und Pfeile", das den Lesern
durch die epigrammatische Knappheit der einzelnen Abschnitte und aufgrund
der thematischen Buntheit viel Deutungsraum gelassen hat, zum Kapitel „Das
Problem des Sokrates" ist recht abrupt und mag Leser enttäuschen, die eine
Fortsetzung im Stile von N.s Aphorismenbüchern erwartet haben. Das gedank-
lich geschlossene Kapitel in 12 Abschnitten stellt den sonst als Gründergestalt
der abendländischen Philosophie geltenden Sokrates als decadent hin, pöbel-
haft, krank und hässlich. Er bediene sich der Dialektik und der Vernunft, um
über sich selber, aber auch über seine Zeitgenossen Herr zu werden, die gleich-
 
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