Metadaten

Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0232
Lizenz: In Copyright

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Stellenkommentar GD Vorwort, KSA 6, S. 55 213

meisten anderen Schriften eine klare Unterteilung in Haupt- und Untertitel mit
einem Punkt anzeigen.
In der Typographie der Erstauflage (vgl. die Reproduktion in KGW VI 3, 49)
erscheint die zweite Phrase nach dem (sehr klein gesetzten) „oder" in deutlich
kleineren Typen als „Götzen-Dämmerung", was zum einen dem beschränkten
Platz geschuldet sein dürfte, zum anderen aber auch den zweiten Teil des Dop-
peltitels in die Rolle eines Untertitels drängt (freilich ist diese zweite Phrase
im Verhältnis noch immer größer als die Untertitel auf N.s sonstigen Titelblät-
tern, vgl. die Reproduktionen bei Schaberg 2002). Das Werk wird entsprechend
auch heute nur selten mit Doppeltitel zitiert, obwohl N. in seinem Vorwort
nicht nur die Götzen, sondern auch den philosophisch-diagnostischen
Gebrauch des Hammers kommentiert. Ein mit „oder" verbundener Doppeltitel
erinnert an die Titelwahlgepflogenheiten der frühen Neuzeit und des 18. Jahr-
hunderts (gerade bei Dramen, Romanen und Ratgebern — vgl. noch Schreber
1877), unterstreicht somit die gewollte Unzeitgemäßheit von GD. Auch die von
N. benutzte Luther-Bibel führt einen solchen Doppeltitel: Die Bibel oder die
ganze Heilige Schrift des alten und neuen Testaments (1818).

Vorwort
In Mp XVI 4 sind zwei Entwürfe eines Vorwortes überliefert. Der eine Entwurf
ist datiert „Sils-Maria, Anfang September 1888", der andere „Sils-Maria, 3. Sep-
tember 1888". Dies ist die „Vorrede", die N. in seinem Brief an Meta von Salis
am 07. 09. 1888 erwähnt: „Der dritte September war ein sehr merkwürdiger
Tag. Früh schrieb ich die Vorrede zu meiner Umwerthung aller Werthe,
die stolzeste Vorrede, die vielleicht bisher geschrieben worden ist." (KSB 8,
Nr. 1102, S. 410, Z. 18-21) Bis zum 11. September änderte N. seine Vorwortpläne
und bestimmte diese „Vorrede" nun für den „Müssiggang eines Psychologen"
(GD), wobei er noch weitere Änderungen vornahm (vgl. N.s Brief an Constantin
Georg Naumann, 13. 09. 1888, KSB 8, Nr. 1109, S. 422). Naumann hatte schon
mit der Druckvorbereitung des „Müssiggangs" begonnen, als N. ihm am 18. 09.
1888 auftrug: „Anbei folgt das Vorwort, das gilt. — Was ich Ihnen bisher als
Vorwort geschickt habe ([...]), ist von mir noch etwas fortgesetzt worden, so
daß es jetzt in das Buch kommen soll — und zwar an vorletzter Stelle. (-
den Schluß bilden die ,Streifzüge eines Unzeitgemäßen') Wir wollen dem
Aufsatz den Titel geben: / Was den Deutschen abgeht. / Er hat jetzt,
mit seiner Verlängerung, die ich Ihnen heute übersende, im Ganzen 7 kleine
Abschnitte. [...] Das Vorwort ist jetzt viel kürzer — und zweckentsprechen-
der." (KSB 8, Nr. 1121, S. 442, Z. 28-39) Entwürfe zu diesem neuen Vorwort
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften