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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0059
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40 Der Fall Wagner

Köselitz, 05. 12. 1881, KSB 6, Nr. 174, S. 145, Z. 10 f. u. 17). In diesen Tagen kauft
N. sich den Klavierauszug von Carmen, der sich mit vielen Lesespuren in N.s
Bibliothek erhalten hat (Bizet o. J., vgl. Daffner o. J.), den er am 28. 12. 1881
auch Köselitz anbietet (KSB 6, Nr. 182, S. 152, Z. 11) und am 05. 01. 1882 schickt
(KSB 6, Nr. 185, S. 154, Z. 2). N.s Anmerkungen sind offensichtlich als Kommen-
tare für Köselitz gedacht. An Lou von Salome schreibt N. vermutlich am 16. 09.
1882 aus Leizpig, er sei am Vortag „im Rosenthal" gewesen, „wohin mich Car-
men-Musik lockte" (KSB 6, Nr. 305, S. 260, Z. 34 f.). Einen weiteren Besuch der
Oper in Genua dokumentiert N.s Brief an Köselitz vom 22. 03. 1883, KSB 6,
Nr. 392, S. 347, Z. 3. Mit N.s Brief vom 20. 09. 1886 aus Sils-Maria erreicht Köse-
litz eine Anfrage, die den Anschein erweckt, als wolle N. von der Antwort
seinen Aufenthaltsort abhängig machen: „wo giebt es jetzt Carmen zu hören?
Ist sie in München vorbereitet?" (KSB 7, Nr. 751, S. 251, Z. 13 f.) Hingegen gibt
sich N. am 01. 04. 1887 ebenfalls an Köselitz, diesmal aus Nizza, Bizet-aske-
tisch, und zwar aus „Mißtrauen" gegenüber einem sich kundtuenden „Willen
zur Tyrannei" beim „,Publikum'": „Wie weit mein Mißtrauen geht? Zwei Thea-
ter haben hier diesen Winter ,Carmen' vorgeführt, eins französisch, eins italiä-
nisch — und Ihr Freund hat obstinat sich selbst Carmen versagt!" (KSB 8,
Nr. 824, S. 52, Z. 9-15; auch im Brief vom 27. 10. 1887, KSB 8, Nr. 940, S. 180,
Z. 61 wird Carmen als Theater-Programmpunkt genannt). Und am 20. 12. 1887,
gleichfalls an Köselitz: „es gab noch ein besondres Ereigniß, wo ich Sie vermißt
und verlangt habe, wie selten, nämlich die erste Aufführung von Carmen im
großen italiänischen Theater — ein wahres Ereigniß für mich: ich habe in die-
sen 4 Stunden mehr erlebt und begriffen als sonst in 4 Wochen. [...] [E]in
unvergleichlich tragischer Eindruck, Alles hundert Mal spanischer als
man es in Deutschland begreifen und goutiren würde." (KSB 8, Nr. 964, S. 212,
Z. 22-31; vier Mal habe er diese Aufführung gehört, schreibt N. am 15. 01. 1888,
KSB 8, Nr. 976, S. 232, Z. 27). An Resa von Schirnhofer vermeidet N. am 14. 04.
1888 aus Turin, er ergötze sich „Abends bald an vorzüglichem gelato, bald an
einer guten Aufführung von Carmen" (KSB 8, Nr. 1019, S. 295 f., Z. 19 f.), am
13. 05. 1888 an Reinhart von Seydlitz: „Carmen, wie billig, zur Feier meiner
Gegenwart" (KSB 8, Nr. 1034, S. 313, Z. 31 f.). Tatsächlich ist N.s Behauptung in
13, 5 f., er habe sich Carmen „zum zwanzigsten Male" angehört, also kaum
übertrieben. Die Aufführung, auf die N. in seinem „Turiner Brief vom Mai 1888"
anspielt, charakterisiert er in seinem Brief vom 17. 05. 1888 an Köselitz, KSB 8,
Nr. 1035, S. 317, Z. 70-72 etwas näher: „Eine glänzende Aufführung von Car-
men, Ehren-Serata des vielbewunderten Frl. Borghi. Doch war Nizza im Spiel
Allem über, was ich bis jetzt an Aufführungen dieser Oper erlebt habe".
Gemeint ist die Sängerin Erminia Borghi-Mamo (1855-1941). Am 25. 05. 1888
berichtet N. Köselitz noch einmal über die fragliche Turiner Inszenierung: „Hier
 
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