86 Der Fall Wagner
Cosima Wagner lesen übrigens im März 1879 eine Abhandlung von Thomas
Carlyle über Cagliostro, „welche uns sehr fesselt" (C. Wagner 1988, 3, 323, vgl.
3, 324).
23, 9-11 die drei grossen Stimulantia der Erschöpften, das Brutale, das
Künstliche und das Unschuldige (Idiotische)] Vgl. NK 13, 15-19.
23, 13 Nerven] Vgl. NK 22, 33 u. 44, 17 f.
23, 16 f. Er ist der Meister hypnotischer Griffe] Eine Quelle N.s für einschlägige
Fragen ist James Braids Der Hypnotismus von 1882 (vgl. auch NK 29, 6 sowie
NK KSA 6, 272, 24 f.). Braids Studien aus der Mitte des 19. Jahrhunderts waren
für den damaligen Stand der Forschung noch immer die Referenzgröße. Diesen
Stand findet man im zeitgenössischen Konversationslexikon rekapituliert:
„Hypnotismus (griech.), ein schlafähnlicher Zustand, welcher bei den meisten
Menschen durch anhaltendes, gespanntes Richten der Aufmerksamkeit, beson-
ders des Blickes, auf einen Gegenstand von nicht aufregender Beschaffenheit
erzeugt werden kann. Ähnliche Zustände wußten bereits die alten indischen
Fakire oder religiösen Ekstatiker durch Konzentration ihres Blickes (auf den
Nabel) oder ihrer Gedanken zu erzeugen; [...] aber erst der englische Wundarzt
James Braid (gest. 1860 in Manchester) machte denselben seit dem Jahr 1841
zum Gegenstand eines genauem, wissenschaftlichen Studiums, schrieb eine
ganze Reihe von Werken über denselben und legte ihm obigen Namen bei.
Gleichwohl gerieten seine erschöpfenden Beobachtungen fast in völlige Verges-
senheit, bis in neuerer Zeit die sehr auffallenden öffentlichen Schaustellungen
eines dänischen Kaufmanns, Hansen, das Interesse für diesen Zustand von
neuem wachriefen und eine Anzahl von Untersuchungen durch Weinhold, Hei-
denhain, Berger, Preyer und andre Physiologen veranlaßten, welche die Braid-
schen Erfahrungen vollkommen bestätigten. Nach der Vorschrift Braids wird
der H. am leichtesten hervorgerufen, indem man die zu dem Experiment die-
nende Person längere Zeit auf einen in einiger Entfernung angebrachten glän-
zenden Gegenstand, ein Stückchen poliertes Metall, einen kleinen, funkelnden
Spiegel od. dgl., unverwandt hinblicken läßt. Sie wird da /853/ durch bald
hypnotisch und bietet eine Reihe von Erscheinungen dar, die höchst merkwür-
dig sind. Man kann sie im allgemeinen dahin charakterisieren, daß die Thätig-
keit des bewußten Denkens und Wollens, der Vernunft, eingeschläfert ist, wäh-
rend die Sinnesthätigkeiten und ohne Zweifel auch ein ihnen spezieller
zugehörendes Gebiet des Denkorgans fortfahren, zu funktionieren und in
beständiger Wechselwirkung mit der Außenwelt zu bleiben. [...] Gleichwohl
bringen diese Eindrücke bestimmte dunkle Vorstellungen hervor, deren sich
der Hypnotisierte später überhaupt nicht oder höchstens wie aus einem Traum
erinnern kann, durch deren Vermittelung er jedoch zu dem vollkommenen
Cosima Wagner lesen übrigens im März 1879 eine Abhandlung von Thomas
Carlyle über Cagliostro, „welche uns sehr fesselt" (C. Wagner 1988, 3, 323, vgl.
3, 324).
23, 9-11 die drei grossen Stimulantia der Erschöpften, das Brutale, das
Künstliche und das Unschuldige (Idiotische)] Vgl. NK 13, 15-19.
23, 13 Nerven] Vgl. NK 22, 33 u. 44, 17 f.
23, 16 f. Er ist der Meister hypnotischer Griffe] Eine Quelle N.s für einschlägige
Fragen ist James Braids Der Hypnotismus von 1882 (vgl. auch NK 29, 6 sowie
NK KSA 6, 272, 24 f.). Braids Studien aus der Mitte des 19. Jahrhunderts waren
für den damaligen Stand der Forschung noch immer die Referenzgröße. Diesen
Stand findet man im zeitgenössischen Konversationslexikon rekapituliert:
„Hypnotismus (griech.), ein schlafähnlicher Zustand, welcher bei den meisten
Menschen durch anhaltendes, gespanntes Richten der Aufmerksamkeit, beson-
ders des Blickes, auf einen Gegenstand von nicht aufregender Beschaffenheit
erzeugt werden kann. Ähnliche Zustände wußten bereits die alten indischen
Fakire oder religiösen Ekstatiker durch Konzentration ihres Blickes (auf den
Nabel) oder ihrer Gedanken zu erzeugen; [...] aber erst der englische Wundarzt
James Braid (gest. 1860 in Manchester) machte denselben seit dem Jahr 1841
zum Gegenstand eines genauem, wissenschaftlichen Studiums, schrieb eine
ganze Reihe von Werken über denselben und legte ihm obigen Namen bei.
Gleichwohl gerieten seine erschöpfenden Beobachtungen fast in völlige Verges-
senheit, bis in neuerer Zeit die sehr auffallenden öffentlichen Schaustellungen
eines dänischen Kaufmanns, Hansen, das Interesse für diesen Zustand von
neuem wachriefen und eine Anzahl von Untersuchungen durch Weinhold, Hei-
denhain, Berger, Preyer und andre Physiologen veranlaßten, welche die Braid-
schen Erfahrungen vollkommen bestätigten. Nach der Vorschrift Braids wird
der H. am leichtesten hervorgerufen, indem man die zu dem Experiment die-
nende Person längere Zeit auf einen in einiger Entfernung angebrachten glän-
zenden Gegenstand, ein Stückchen poliertes Metall, einen kleinen, funkelnden
Spiegel od. dgl., unverwandt hinblicken läßt. Sie wird da /853/ durch bald
hypnotisch und bietet eine Reihe von Erscheinungen dar, die höchst merkwür-
dig sind. Man kann sie im allgemeinen dahin charakterisieren, daß die Thätig-
keit des bewußten Denkens und Wollens, der Vernunft, eingeschläfert ist, wäh-
rend die Sinnesthätigkeiten und ohne Zweifel auch ein ihnen spezieller
zugehörendes Gebiet des Denkorgans fortfahren, zu funktionieren und in
beständiger Wechselwirkung mit der Außenwelt zu bleiben. [...] Gleichwohl
bringen diese Eindrücke bestimmte dunkle Vorstellungen hervor, deren sich
der Hypnotisierte später überhaupt nicht oder höchstens wie aus einem Traum
erinnern kann, durch deren Vermittelung er jedoch zu dem vollkommenen