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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0184
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Stellenkommentar WA Nachschrift, KSA 6, S. 41 165

schrieb der Wiener Wagnerverein /150/ auf den Kranz, welchen er an dem
Sarge Richard Wagners niederlegte, und sie sind es auch, welche uns bei dem
Gedanken an diesen Todeskampf trösten." (Perl 1883, 149 f.).
Das Motiv, vom Erlöser und der Erlöserbedürftigkeit zu erlösen, kommt bei
N. besonders 1883 wiederholt vor, und zwar abgelöst von Wagner als wesentli-
che Verkündigungsaussage Zarathustras, vgl. NL 1883: KSA 10, 9[14], 349; KSA
10, 9[36], 356; KSA 10, 9[56], 364; KSA 10, 13[1], 415, 5 f. u. 442, 10; KSA 10,
13[20], 467, 23 und KSA 10, 13[28], 471, 21.
41, 24-30 [Anmerkung] War Wagner überhaupt ein Deutscher? Man hat einige
Gründe, so zu fragen. Es ist schwer, in ihm irgend einen deutschen Zug ausfindig
zu machen. Er hat, als der grosse Lerner, der er war, viel Deutsches nachmachen
gelernt — das ist Alles. Sein Wesen selbst widerspricht dem, was bisher als
deutsch empfunden wurde: nicht zu reden vom deutschen Musiker! — Sein Vater
war ein Schauspieler Namens Geyer. Ein Geyer ist beinahe schon ein Adler...]
Zumindest offiziell gilt der Polizeiactuarius Friedrich Wagner (1770-1813) als
Richard Wagners Vater. Wagners Mutter Johanna Wagner heiratete freilich
nach dem frühen Tod ihres ersten Mannes bereits 1814 den „hochbegabten
Schauspieler Ludwig Geyer [(1779-1821)], welcher ein vertrauter Freund des
Hauses gewesen war" (Nohl o. J., 7). N.s Suggestion, „Geyer" sei wie „Adler"
ein jüdischer Name, ist falsch (zum „Geyer"-Motiv beim frühen N. siehe Lände-
rer / Schuster 2005). In N.s Nachlass taucht bereits 1878 die Frage auf: „sollte
Wagner ein Semite sein? Jetzt verstehen wir seine Abneigung gegen die Juden."
(NL 1878, KSA 8, 27[78], 500, 2-4, vgl. die rassenpsychologische Erweiterung
der Überlegung in NL 1878, KSA 8, 30[153], 549, 5-7: „ich glaube, semitische
Rassen kommen der Wagnerischen Kunst verständnissvoller entgegen als die
arische"). „An den eigentlichen Misojuden (wie W(agner)) ist mir eher die Ver-
wandtschaft mit dem Jüdischen als die Unähnlichkeit aufgefallen — es ist eine
ungeheure Eifersucht" (NL 1881, KSA 9, 12[116], 597, 1-3). N. bedient in seinen
Bemerkungen zu Wagners Verwandtschaft mit dem Judentum durchaus auch
bekannte antisemitische Stereotypen der Zeit — wie die „ungeheure Eifer-
sucht" in der eben zitierten Notiz. In der Anmerkung zu WA Nachschrift ist es
sichtlich sein Bestreben, Wagners eigene antisemitische Invektiven gegen die-
sen selbst zu richten, indem er nämlich den Hauptvorwurf aus Wagners
berüchtigtem Pamphlet von 1850, Das Judenthum in der Musik, aufgreift und
gegen Wagner in Anschlag bringt, dass nämlich die Juden alles Deutsche
immer bloß nachgeahmt hätten: „Er hat, als der grosse Lerner, der er war, viel
Deutsches nachmachen gelernt". In seinem Brief an Köselitz vom 11. 08. 1888
bekennt N.: „in Einem Punkte bin ich sogar zweifelhaft, ob ich nicht zu weit
gegangen (— nicht in den Sachen, sondern in dem Aussprechen von Sachen)
Vielleicht lassen wir die Anmerkung (in der über W(agner)s Herkunft Etwas
 
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