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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0185
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166 Der Fall Wagner

angedeutet wird) weg" (KSB 8, Nr. 1088, S. 388, Z. 10-14). N. nimmt davon
freilich wieder Abstand, vgl. seinen Brief an Köselitz vom 15. 09. 1888 (KSB 8,
Nr. 1091, S. 393, Z. 2-5), ferner auch Köselitz' Brief an N. vom 15. 08. 1888 (KGB
III 6, Nr. 568, S. 270).
Eine jüdische Abstammung Wagners wird auch in der zeitgenössischen
Polemik gelegentlich erwogen: „Talmud-Schnüfflernase. ,Auch der nament-
lich in Berlin gedeihende Wagner-Semite fehlte nicht, der trotz der Angriffe
des grossen Musikmonopolisten gegen die jüdische Konkurrenz sowol in dem
munter vordringlichen Wesen des Meisters wie in der langen Talmud-
Schnüfflernase desselben deutliche Spuren einer früheren Stammesver-
wandtschaft errathen hat.' (D. Spitzer: Ein Tag während der Bayreuther
Schreckenszeit, ,Neue freie Presse', August 1876.)" (Tappert 1877, 37, vgl.
auch ebd., 19).
41, 30-32 [Anmerkung] Das, was bisher als „Leben Wagner's" in Umlauf
gebracht ist, ist fable convenue, wenn nicht Schlimmeres.] N. hatte 1869 in Basel
für Druck und Korrektur der ersten drei Teile von Wagners ab 1865 entstande-
ner Autobiographie Mein Leben gesorgt. Das Werk wurde nur für enge Freunde
gedruckt und blieb dem breiten Publikum bis ins 20. Jahrhundert unbekannt.
Als „fable convenue" gilt etwas Erdachtes, was ohne Prüfung für wahr gehal-
ten wird.
41, 32-36 [Anmerkung] Ich bekenne mein Misstrauen gegen jeden Punkt, der
bloss durch Wagner selbst bezeugt ist. Er hatte nicht Stolz genug zu irgend einer
Wahrheit über sich, Niemand war weniger stolz; er blieb, ganz wie Victor Hugo,
auch im Biographischen sich treu, — er blieb Schauspieler.] Vgl. NK 30, 21-23 u.
NK 39, 15-18. Auf die Diskrepanz zwischen der „idealen Biographie" Hugos,
die dieser in seinen Werken erzählt, und seinem tatsächlichen Charakter weist
insbesondere Emile Faguet in seinem Dix-neuvieme siede hin — einem Werk,
das N. vermutlich gelesen hat, ohne dass es sich in seiner Bibliothek erhalten
hätte: „Rien ne serait plus facile ä l'historien et rien ne lui serait plus agreable,
avec la biographie ideale d'Hugo ecrite dans toutes ses oeuvres par lui-meme,
avec les persecutions de la censure avant et apres 1830, avec sa ferme et noble
attitude devant Charles X, avec son röle de protecteur eclaire de la monarchie
de Juillet, avec son exil, son martyre pour le droit, sous l'Empire, ses appels ä
la clemence et sa pitie pour les vaincus depuis /157/ 1870, de construire un
personnage de Plutarque, une sorte d'Agrippa d'Aubigne mele de Marc-Aurele,
stoique, indomptable, genereux et doux, et ne cessant d'etre tout devoir que
pour etre tout bonte. Ces portraits romanesques sont une tentation pour la
plume. [...] Ils font plaisir ä tout le monde. Mais il est probable qu'on nous
demande la verite. / La verite est que Victor Hugo fut un caractere ordinaire et
 
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