Stellenkommentar WA Nachschrift, KSA 6, S. 44 175
die Gesinnungen ändern sich gewiß in einem Lande, wo Elephanten und Tiger
zu Hause sind." (Goethe 1856c, 15, 220; Seite mit einem Eselsohr markiert) „Aut
Wagner aut liberi", lautet die Alternative, vor die N. in NL 1888, KSA 13, 16[78],
513, 7 f. die „jungen Frauen" stellen will. Vgl. NK KSA 6, 129, 5 f.
44, 21 f. Bayreuth reimt sich auf Kaltwasserheilanstalt.] Vgl. NL 1888, KSA 13,
14[53], 244 (korrigiert nach KGW IX 8, W II 5, 159, 2-8): „Man hat mir verrathen,
daß die Wirkung Wag(nerischer) Musik am stärksten erst nach einer vorherge-
gangenen Kur mit in Carlsbad ist". In Karlsbad waren damals sowohl kalte als
auch warme Mineralquellen in therapeutischem Gebrauch (Brockhaus 1882—
1887, 10, 136). Zu Wasserkuren hatte sich N. bei Löwenfeld 1887 ausgiebig bele-
sen: „Ein Vorurtheil, das ferner noch bei vielen Aerzten sowol, als Laien
besteht, und das wol mit den früher gebrauchten Bezeichnungen Kaltwasser-
cur, Kaltwasserheilanstalt zusammenhängt, ist die Annahme, dass es sich bei
der Wassercur lediglich um die Verwerthung im eigentlichen Sinne des Wortes
kalter Bäder, Douchen etc. handelt. Diese Auffassung hat auch dazu geführt,
dass von manchen Seiten, insbesondere von Psychiatern, den Wasserheilan-
stalten der Vorwurf gemacht wird, dass sie zu kalte und damit zu intensiv
wirkende (überreizende) Proceduren anwenden und hiedurch bei Nervenlei-
denden die bestehenden Störungen noch verschlimmern. Ich muss, soweit
meine Erfahrung reicht, die Wasserheilanstalten im Grossen und Ganzen gegen
diesen Vorwurf entschieden in Schutz nehmen." (Löwenfeld 1887, 60, zu den
Vorzügen von Karlsbad ebd., 45) Schon Köselitz hatte bei der Druckfahnenkor-
rektur in seinem Brief vom 11. 08. 1888 moniert: „Was Sie mit „B(ayreuth) reimt
sich auf Kaltw(asser) Heilanstalt" (S. 46, Zeile 8 von unten) meinen, ist dem
Leser nicht gleich verständlich." (KGB III 6, Nr. 564, S. 263) Kunze 1881, 100
empfiehlt zur Behandlung einer psychisch bedingten Hysterie (vgl. NK 22, 26-
30) „stets eine wohl angeordnete Kaltwassercur: kalte Bäder, Klystiere mit kal-
tem Wasser, kalte Ueberschläge und Waschungen, See- und Flussbäder". In
UB I DS 11 galt N. der von David Friedrich Strauß unternommene Vergleich von
Kant und Kaltwasseranstalt als besondere sprachliche Unverfrorenheit, vgl. NK
KSA 1, 224, 6 f. „Wir verdanken dieser Beschäftigung [sc. Schillers mit der Phi-
losophie Kants] einige der werthvollsten unter seinen prosaischen Schriften;
auch seiner Dichtung hat er dabei die ursprüngliche Wildheit und Gewaltsam-
keit, doch zugleich auch etwas an ihrer Frische und Natürlichkeit abgethan,
und hätte er nicht das Glück gehabt, eben beim Heraustreten aus jener Kalt-
wasseranstalt mit J. W. Goethe zusammenzutreffen, der ihn mit einemmale
wieder auf den Boden der Poesie, und zwar der echtesten, versetzte, so möchte
ihm die Cur nicht zum besten bekommen sein." (Strauss 1872, 325) Auch Goe-
the selbst griff zur Metapher des belebenden kalten Bades, wie N. bei Hehn
1888, 321 lesen konnte.
die Gesinnungen ändern sich gewiß in einem Lande, wo Elephanten und Tiger
zu Hause sind." (Goethe 1856c, 15, 220; Seite mit einem Eselsohr markiert) „Aut
Wagner aut liberi", lautet die Alternative, vor die N. in NL 1888, KSA 13, 16[78],
513, 7 f. die „jungen Frauen" stellen will. Vgl. NK KSA 6, 129, 5 f.
44, 21 f. Bayreuth reimt sich auf Kaltwasserheilanstalt.] Vgl. NL 1888, KSA 13,
14[53], 244 (korrigiert nach KGW IX 8, W II 5, 159, 2-8): „Man hat mir verrathen,
daß die Wirkung Wag(nerischer) Musik am stärksten erst nach einer vorherge-
gangenen Kur mit in Carlsbad ist". In Karlsbad waren damals sowohl kalte als
auch warme Mineralquellen in therapeutischem Gebrauch (Brockhaus 1882—
1887, 10, 136). Zu Wasserkuren hatte sich N. bei Löwenfeld 1887 ausgiebig bele-
sen: „Ein Vorurtheil, das ferner noch bei vielen Aerzten sowol, als Laien
besteht, und das wol mit den früher gebrauchten Bezeichnungen Kaltwasser-
cur, Kaltwasserheilanstalt zusammenhängt, ist die Annahme, dass es sich bei
der Wassercur lediglich um die Verwerthung im eigentlichen Sinne des Wortes
kalter Bäder, Douchen etc. handelt. Diese Auffassung hat auch dazu geführt,
dass von manchen Seiten, insbesondere von Psychiatern, den Wasserheilan-
stalten der Vorwurf gemacht wird, dass sie zu kalte und damit zu intensiv
wirkende (überreizende) Proceduren anwenden und hiedurch bei Nervenlei-
denden die bestehenden Störungen noch verschlimmern. Ich muss, soweit
meine Erfahrung reicht, die Wasserheilanstalten im Grossen und Ganzen gegen
diesen Vorwurf entschieden in Schutz nehmen." (Löwenfeld 1887, 60, zu den
Vorzügen von Karlsbad ebd., 45) Schon Köselitz hatte bei der Druckfahnenkor-
rektur in seinem Brief vom 11. 08. 1888 moniert: „Was Sie mit „B(ayreuth) reimt
sich auf Kaltw(asser) Heilanstalt" (S. 46, Zeile 8 von unten) meinen, ist dem
Leser nicht gleich verständlich." (KGB III 6, Nr. 564, S. 263) Kunze 1881, 100
empfiehlt zur Behandlung einer psychisch bedingten Hysterie (vgl. NK 22, 26-
30) „stets eine wohl angeordnete Kaltwassercur: kalte Bäder, Klystiere mit kal-
tem Wasser, kalte Ueberschläge und Waschungen, See- und Flussbäder". In
UB I DS 11 galt N. der von David Friedrich Strauß unternommene Vergleich von
Kant und Kaltwasseranstalt als besondere sprachliche Unverfrorenheit, vgl. NK
KSA 1, 224, 6 f. „Wir verdanken dieser Beschäftigung [sc. Schillers mit der Phi-
losophie Kants] einige der werthvollsten unter seinen prosaischen Schriften;
auch seiner Dichtung hat er dabei die ursprüngliche Wildheit und Gewaltsam-
keit, doch zugleich auch etwas an ihrer Frische und Natürlichkeit abgethan,
und hätte er nicht das Glück gehabt, eben beim Heraustreten aus jener Kalt-
wasseranstalt mit J. W. Goethe zusammenzutreffen, der ihn mit einemmale
wieder auf den Boden der Poesie, und zwar der echtesten, versetzte, so möchte
ihm die Cur nicht zum besten bekommen sein." (Strauss 1872, 325) Auch Goe-
the selbst griff zur Metapher des belebenden kalten Bades, wie N. bei Hehn
1888, 321 lesen konnte.