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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0211
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192 Der Fall Wagner

Bourget 1883, 114, und zwar im Kontext von Flaubert gefunden hat. Vgl. die
genauen Nachweise in NK KSA 6, 426, 28-427, 2.
52, 9 „weil ihr das Herz zu voll"] Vgl. Matthäus 12, 34: „Weß das Herz voll ist,
deß gehet der Mund über." (Die Bibel: Neues Testament 1818, 16; vgl. Lukas 6,
45).
52, 14-17 Der vornehme Römer empfand das Christenthum als foeda supersti-
tio: ich erinnere daran, wie der letzte Deutsche vornehmen Geschmacks, wie
Goethe das Kreuz empfand.] Vgl. NL 1887, KSA 12, 10[181], 565, 14-21 (korrigiert
nach KGW IX 6, W II 2, 18, 34-44): „Es ist eine Probe davon, ob man etwas
klass(ischen) Geschmack im Leibe hat, wie man zum neuen Testament
steht vgl. Tacitus: wer davon nicht revoltirt ist, wer dabei nicht ehrlich und
gründlich etwas von foeda superstitio empfindet, etwas, wovon man die
Hand zurückzieht, wie um nicht sich zu beschmutzen: der weiß nicht, was
klassisch ist. Man muß das ,Kreuz' empfinden, wie Goethe". Der Hinweis auf
Goethe entfällt in einem ähnlichen Notat NL 1887/88, KSA 13, 11[95], 44, 14-19
(KGW IX 7, W II 3, 159, 7-12). Der römische Historiker Tacitus, auf den KSA 12,
10[181] hinweist, spricht im Blick auf das Christentum von „exitiabilis supersti-
tio" (Annales XV, 44), von einem unheilbringenden Kult oder Aberglauben. Die
von N. benutzte lateinische Wendung „foeda superstitio", übersetzt: „schändli-
cher Aberglaube", scheint hingegen nicht klassisch zu sein. Gefunden haben
kann N. den Ausdruck aber bei der von ihm selbst bezeugten Lektüre von
James Anthony Froudes Das Leben Thomas Carlyles (vgl. NK KSA 6, 119, 10).
Dort wird ein Brief an Carlyle zitiert, in dem sich der schottische Literaturkriti-
ker Francis Jeffrey über die „Abgötterei" empört, die Carlyle mit den „deut-
schen Gottheiten", sprich: Goethe und Konsorten treibe: „Es liegt mir viel
daran, Sie von dieser foeda superstitio zu erretten." (Froude 1887, 1, 199).
52, 16 f. wie Goethe das Kreuz empfand] Zu Goethes „antichristlicher Denkart"
Hehn 1888, 123, zu seiner heidnischen Gegenoption gegen die christliche
Todesweisheit ebd., 139 f., zitiert in NK KSA 6, 151, 5-8. Der Gedanke 52, 16 f.
wird in GD Streifzüge eines Unzeitgemässen 51, KSA 6, 153, 3 f. vom sprechen-
den Ich ausdrücklich übernommen, vgl. NL 1887, KSA 12, 10[181], 565, 20 f.
(KGW IX 6, W II 2, 18, 42-44). Vgl. Heine 1861a, 83 f.: „Diese wenigen Andeu-
tungen erklären nun den Groll der verschiedenen Parteien, die in Deutschland
gegen Goethe laut geworden. Die Orthodoxen waren ungehalten gegen den
großen Heiden, wie man Goethe allgemein in Deutschland nennt; sie fürchte-
ten seinen Einfluß auf das Volk, dem er durch lächelnde Dichtungen, ja durch
die unscheinbarsten Liederchen seine Weltansicht einflößte; sie /84/ sahen in
ihm den gefährlichsten Feind des Kreuzes, das ihm, wie er sagte, so fatal war
wie Wanzen, Knoblauch und Tabak; nämlich so ungefähr lautet die Xenie,
 
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