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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0262
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Stellenkommentar GD Sprüche, KSA 6, S. 62 243

KGW IX 7, W II 3, 76, 43-50) offenkundig: „Bei Clowns und Seiltänzern ihr
Metier und ihre Pflicht: die einzigen Akteure, deren Talent unbestritten und
absolut ist, wie das der Mathematiker oder mehr noch comme le saut perilleux.
Denn hierbei giebt es keinen falschen Anschein von Talent: entweder fällt man
oder man fällt nicht." Hierbei handelt es sich um ein Exzerpt aus Goncourt
1887, 1, 291 (15. November 1859): „Nous n'allons qu'ä un theätre. Tous les autres
nous ennuient et nous agacent. Il y aun certain rire du public ä ce qui est
vulgaire, bas et bete qui nous degoüte. Le theätre oü nous allons est le Cirque.
Lä, nous voyons des sauteurs et des sauteuses, des clowns et des franchisseu-
ses de cercles de papier, qui font leur metier et leur devoir: au fond, les seuls
acteurs dont le talent soit incontestable, absolu comme les mathematiques ou
mieux encore comme le saut perilleux. Car, en cela, il n'y a pas de faux sem-
blant du talent: ou on tombe ou on ne tombe pas. / Et nous les voyons, ces
braves, risquer leurs os dans les airs pour attraper quelques bravos, nous les
voyons avec je ne sais quoi de ferocement curieux en meme temps que de
sympathiquement apitoye — comme si ces gens etaient de notre race et que
tous, bobeches, historiens, philosophes, pantins et poetes, nous sautions hero-
iquement pour cet imbecile de public..." („Wir besuchen nur ein bestimmtes
Theater. Alle Andern langweilen und ärgern uns. Es gibt ein bestimmtes
Lachen des Publikums bei allem, was vulgär, nieder und dumm ist, das uns
anwidert. Das Theater, in das wir gehen, ist der Zirkus. Dort sehen wir Artisten,
Clowns und Frauen, die Papierkreise überwinden. Sie machen ihre Arbeit und
ihre Pflicht und sie sind die einzigen Schauspieler, deren Talent unbestritten
ist. Ihr Talent ist absolut, wie die Mathematik oder noch besser, wie ein Salto.
Denn beim Salto gibt es kein falsches Talent: man fällt oder fällt nicht. / Und
wir betrachten diese Mutigen, wenn sie in der Luft ihre Knochen riskieren,
um ein paar Bravo-Rufe zu erheischen. Wir betrachten sie mit einer Art von
brennender Neugier und gleichzeitig mit einer mitleidigen Sympathie — als
wären sie unsere Artgenossen, als würden wir alle, Harlekine, Historiker, Phi-
losophen, Hampelmänner und Dichter genauso heroisch für ein Publikum von
Dummköpfen unsere Sprünge vollbringen.") Zum Motiv des Seiltänzers vgl.
auch Za I Vorrede 3-8, KSA 4, 14-25.
22
62, 17 f. „Böse Menschen haben keine Lieder." — Wie kommt es, dass die Rus-
sen Lieder haben?] In Anführungszeichen gesetzt, ist die bereits zu N.s Zeit
sprichwörtlich gewordene Abwandlung eines Verses aus der ersten Strophe von
Johann Gottfried Seumes Gedicht Die Gesänge (1804): „Wo man singet, laß
 
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