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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0351
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332 Götzen-Dämmerung

miert, Cornaro habe „bis zu seinem 40. Jahr einen ausschweifenden Lebens-
wandel geführt, der ihn dem Tod nahebrachte, hielt dann aber eine heilsame
Diät so streng ein, daß er sich erholte und ein glückliches Alter von fast 100
Jahren erreichte" (Meyer 1885-1892, 4, 277; ähnlich mit einer Altersangabe von
104 Jahren Sembach in Cornaro o. J. [1881], 6; Cornaros Bemerkungen zu sei-
nem früheren Leben im Wortlaut ebd., 18-20). „Wer nach der Gesund-
heit isset, soll wenig essen", lautet Cornaros Motto (ebd., 24). Der
Mäßigkeit räumt Cornaro schließlich oberste Priorität ein: „Die Mäßigkeit, die-
ses unschätzbare, heilige Kleinod, macht den Menschen vor Gott angenehm.
Sie ist die Freundin der Natur, die Schwester der Tugend, die Gehülfin des
Lebens. Sie ist schön und edel durch Bescheidenheit." (Ebd., 63).
88, 15 f. noch jetzt wird es in England jährlich in vielen Tausenden von Exem-
plaren gedruckt] Der elektronische Katalog der British Library (http://catalogue.
bl.uk/, Abfrage 10. Oktober 2008) weist im fraglichen Zeitrahmen neben eini-
gen undatierten Ausgaben englischer Übersetzungen der Discorsi solche der
Jahre 1830, 1832, 1840, 1859 und 1872 aus. Da diese Ausgaben jedoch sehr
unterschiedliche und sehr hohe Auflagennummern tragen, ist davon auszuge-
hen, dass auch in den dazwischenliegenden Jahren der englischsprachige
Buchmarkt in erheblicher Menge mit Cornaro versorgt worden ist. Die Informa-
tion zur Präsenz von Cornaro in Großbritannien konnte N. Paul Sembachs Vor-
wort zu seiner Übersetzung entnehmen: „Nachdem von dem vorliegenden
Werkchen neuerdings in England 30 Auflagen nötig geworden, dürfte es sich
wohl verlohnen, das Interesse an dem in Deutschland längst vergriffenen ver-
dienstlichen Buche wieder wachzurufen." (Cornaro o. J. [1881], 3).
88, 24-89, 2 Es stand ihm nicht frei, wenig oder viel zu essen, seine Frugalität
war nicht ein „freier Wille"] Demgegenüber sah Sembach in seinem Vorwort
Cornaros Werk als „den Nachweis" an, „daß selbst Menschen von schwächli-
cher Konstitution sich durch ihre Willenskraft ein hohes Alter /5/ erringen kön-
nen, welches nicht nur von Gebrechen verschont, sondern von einer Steige-
rung des körperlichen und geistigen Wohlbefindens begleitet ist." (Cornaro o. J.
[1881], 4 f.).
89, 2-4 Wer aber kein Karpfen ist, thut nicht nur gut, sondern hat es nöthig,
ordentlich zu essen.] Der Karpfen gilt sprichwörtlich als „träger Fisch" (Wan-
der 1867-1880, 2, 1145), der sich durch einen „vollkommen zahnlose[n] Kiefer"
auszeichnet: „er nährt sich von Pflanzenstoffen, Gewürm und Insektenlarven
und wird bis über 40 Pfd. schwer. Übrigens hat er ein zähes Leben, so daß er
tagelang, in nasses Moos gepackt, dauern und so mit in Milch eingeweichtem
Brote ernährt werden kann. Auch kann er ein Alter von weit über 200 Jahren
erreichen." (Brockhaus 1894-1896, 10, 188) Das Alter und die Zahnlosigkeit
 
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