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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0352
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Stellenkommentar GD Irrthümer, KSA 6, S. 88-90 333

dürften die Karpfen-Metapher nahegelegt haben, die sonst bei N. nur noch in
Za II Das Tanzlied, KSA 4, 141, 5 f. auftaucht, wo von der Verführungskraft der
Weisheit die Rede ist: „Ist sie schön? Was weiss ich! Aber die ältesten Karpfen
werden noch mit ihr geködert."
89, 4-6 Ein Gelehrter unsrer Tage, mit seinem rapiden Verbrauch an Nerven-
kraft, würde sich mit dem regime Cornaro's zu Grunde richten.] Vgl. Schneider
1882, 100 (von N. mit Randstrich markiert): „Jeder Organismus producirt nur
eine gewisse Menge Nervenkraft. Soweit diese nun zur geistigen Arbeit ver-
braucht wird, so weit wird sie den körperlichen Leistungen und der Ausbildung
körperlicher Gesundheit entzogen. Je mehr aber dies der Fall ist, desto mehr
schwindet die Energie des Wollens und das Streben nach dem natürlichen, die
Arterhaltung fördernden Leben, nach dem Guten."
Aus Nizza schrieb N. am 28. 03. 1884 an Overbeck, nachdem er festgestellt
hatte, dass er ob der intensiven Arbeit wie Overbeck magerer geworden sei:
„Nizza halte ich fest: es ist klimatisch mein ,gelobtes Land'. Nur muß man hier
tüchtig essen und nicht ä la Cornaro leben." (KSB 6, Nr. 497, S. 488, Z. 24-25)
Cornaro o. J. [1881], 32-34 berichtet demgegenüber, dass ihn eine ihm allseits
angeratene Erhöhung der kargen täglichen Nahrungsration aufs Krankenbett
geworfen habe, so dass er wieder zu einer asketischen Lebensführung zurück-
gekehrt sei. „Die Speise, die man übrig läßt, wenn man isset,
dienet einem mehr, als die Speise, die man gegessen." (Ebd.,
32).
89, 6 Crede experto.] Das Wort aus Silius Italicus: Punica VII 395 — „Glaube
dem Erfahrenen!" — ist schon zu N.s Zeit ein weitverbreitetes, geflügeltes Wort,
vgl. z. B. Meyer 1885-1892, 5, 972 f.

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89, 22 f. auch ein langes Leben, eine reiche Nachkommenschaft, kurz den Cor-
narismus] Der Ausdruck Cornarismus lässt sich nur bei N. belegen. Cornaro
schreibt in der von Burckhardt 1930a, 5, 243 zitierten Passage, er habe „eine
Art leiblicher Unsterblichkeit in Gestalt [s]einer Nachkommenschaft vor
Augen", deren Blühen er dann schildert. Wie er sich reicher Nachkommen-
schaft erfreut, schildert Cornaro o. J. [1881], 58 f. selbst.
90, 3-8 Meine höhere Politik sagt: eine Partei, die solche Fehler macht, ist
am Ende — sie hat ihre Instinkt-Sicherheit nicht mehr. Jeder Fehler in jedem
Sinne ist die Folge von Instinkt-Entartung, von Disgregation des Willens: man
 
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