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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0378
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Stellenkommentar GD Verbesserer, KSA 6, S. 97-98 359

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98, 3 f. Man kennt meine Forderung an den Philosophen, sich jenseits von
Gut und Böse zu stellen) Vgl. JGB, KSA 5, 9-243. Die Pointe des ganzen Kapitels
liegt darin, dass demgegenüber die Philosophen bisher immer die moralische
Verbesserung der Menschheit intendiert hatten — allerdings mit unmorali-
schen Mitteln (GD Die „Verbesserer" der Menschheit 5, KSA 6, 102, 16-22).
98, 6-8 die von mir zum ersten Male formulirt worden ist: dass es gar
keine moralischen Thatsachen giebt.] Dem Sinn nach ist dies eine
Grundaussage von GM (vgl. z. B. II 12 u. III 12), die Formulierung hingegen ist
neu und taucht in 98, 7 f. zum ersten Mal auf. JGB 98, KSA 5, 92, 14 f. lautete:
„Es giebt gar keine moralischen Phänomene, sondern nur eine moralische Aus-
deutung von Phänomenen..." Den Begriff der „moralischen Thatsache" hat N.
bei Liebmann 1880, 637 gefunden, wo es kontradiktorisch zu 98, 6-8 heißt:
„Die Methode der ethischen Forschung muß analytisch sein; von den (morali-
schen) Thatsachen hat sie auszugehen, auf die Principien darf sie zurück-
schließen." (Dazu eine nicht entzifferbare Marginalie N.s am Rand.) Ein von
N. in deutscher Übersetzung studiertes Werk Herbert Spencers heißt Die That-
sachen der Ethik (1879, NPB 565 f.). Wenn es nach 98, 6-8 keine „moralischen
Thatsachen" gibt, ist es freilich auch schwierig, einen „Naturalismus in der
Moral" (GD Moral als Widernatur 4, KSA 6, 85, 16 f.) zu propagieren oder die
bisherige Moral insgesamt als „Widernatur" zu charakterisieren. Vgl. NK ÜK
GD Die „Verbesserer" der Menschheit.
98, 17-22 Aber es bleibt als Semiotik unschätzbar: es offenbart, für den
Wissenden wenigstens, die werthvollsten Realitäten von Culturen und Innerlich-
keiten, die nicht genug wussten, um sich selbst zu „verstehn". Moral ist bloss
Zeichenrede, bloss Symptomatologie: man muss bereits wissen, worum es sich
handelt, um von ihr Nutzen zu ziehen.] Im Erstdruck hatte es statt Symptomato-
logie „Symptomologie" geheißen — ein Druckfehler, den N. seinem Verleger
Naumann am 25. 11. 1888, KSB 8, Nr. 1156, S. 486 vermeidet hat. N. hatte sich,
wie zahlreichen Nachlassnotizen von 1885 bis 1888 zu entnehmen ist (z. B. NL
1886/87, KSA 12, 7[9], 294; NL 1888, KSA 13, 14[79], 257-259 = KGW IX 8, W II
5, 138-139, 32-72) mit der Frage beschäftigt, inwiefern das äußere Bewegungs-
geschehen „nur eine Zeichensprache für die interne Thatsachen-Welt kämp-
fende(r) und überwindende(r) Willens-Quanta" sei (NL 1888, KSA 13, 14[82],
262, 1-3, korrigiert nach KGW IX 8, W II 5, 137, 32-36). In der Sache und in
der Terminologie lässt er sich dabei anregen von Beiträgen in Otto Liebmanns
Sammelband Gedanken und Thatsachen: „Hieraus resultirt der Gedanke,
unsere galilei-neutonische, im Rahmen des absoluten Raumes construirte
 
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