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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0392
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Stellenkommentar GD Deutschen, KSA 6, S. 102-103 373

sollte, waren von Grund aus unmoralisch.] Eine ähnliche Zusammenstellung
findet sich in AC 55, KSA 6, 239, 21-24, wo sich zur illustren Runde noch
Mohammed dazugesellt. Vgl. auch NK 98, 3 f.; NK 98, 17-22 u. NK 102, 9-11.
Zur ethischen Dimension vgl. Steinmann 2008, 206-209.

Was den Deutschen abgeht
Dieses Kapitel war in seiner kurzen, ursprünglichen Fassung als Vorwort
zunächst zur „Umwerthung aller Werthe", dann zum „Müssiggang eines Psy-
chologen" (bzw. GD) gedacht, vgl. NK ÜK GD Vorwort und NL 1888, KSA 13,
19[1], 539-542. Bei Hehn 1888, 270 f. hatte N. wenig schmeichelhafte Urteile
Goethes über die Deutschen gefunden, die er selbst nun als eine Art Über-
Goethe (vgl. GD Streifzüge eines Unzeitgemässen 51) bei weitem überbietet.
Es ist bezeichnend, dass Elisabeth Förster-Nietzsche in ihrer glorifizierenden
Biographie Der einsame Nietzsche bei der Besprechung von GD den Hauptak-
zent auf dieses Kapitel legt (Förster-Nietzsche 1922, 489-493) und beschwichti-
gend behauptet, der Bruder habe es mit den Deutschen entgegen dem
Anschein nicht so schlecht gemeint — ,,[t]rotz seiner Vorliebe für Frankreich
war er nicht so französisch gesinnt, wie man es heute an manchen Orten
annimmt" (ebd., 490). Immerhin war seit GT und insbesondere UB I DS die
Kritik an den gegenwärtigen Deutschen, die Diskrepanz zwischen politisch-
militärischer Macht des jungen Kaiserreichs und kulturell-intellektueller Ohn-
macht der saturierten Untertanen dieses Reiches ein Leitmotiv in allen politi-
schen Verlautbarungen N.s. Das Kapitel „Was den Deutschen abgeht" über-
spitzt satirisch die kulturell-intellektuellen Gebresten Deutschlands — in der
Absicht, das ja noch deutsch sprechende Ich umso singulärer erscheinen zu
lassen. Das Kapitel soll aufweisen, wie sehr auch im Blick aufs sogenannte
Nationale eine Umwertung nottut (vgl. JGB 240-256, KSA 5, 179-204). Es liefert
mit seiner Darstellung deutscher Untugenden die Kontrafaktur zu Tacitus' Ger-
mania, die mit der Darstellung germanischer Tugenden freilich auch nur seine
eigenen — römischen — Zeitgenossen beschämen wollte.
Eine philosophische Deutung von N.s schwierigem Verhältnis zu seinen
Landsleuten unternimmt auf solider philologischer Grundlage Rupschus 2011.
1
103, 4 man muss ihn noch sich nehmen, sich Geist herausnehmen...] In W
II 3, 184 und W II 7, 154 folgt darauf: „Unter Franzosen muß man Muth haben,
 
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