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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0415
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396 Götzen-Dämmerung

cant gibt es noch die allgemeine Heuchelei: außer der englischen Pedanterie
erklärt Byron der menschlichen Schurkerei den Krieg." (Vgl. GD Streifzüge
eines Unzeitgemässen 12, KSA 6, 119, 26 f.) Invektiven gegen Kant sind in N.s
Spätwerk häufig, vgl. z. B. GD Was den Deutschen abgeht 7, KSA 6, 110, 1-5;
GD Streifzüge eines Unzeitgemässen 16, KSA 6, 121, 29-32 und NK KSA 6, 176,
21-177, 5.
111, 8 Victor Hugo: oder der Pharus am Meere des Unsinns.] Vgl. NK KSA
6, 30, 21-23. Der Leuchtturm im Allgemeinen („phare") und der namenge-
bende, als antikes Weltwunder geltende Leuchtturm der Insel Pharos bei Ale-
xandria („Phare") kommen nicht nur als Motiv in Hugos Dichtungen mehrfach
vor (vgl. z. B. Hugo 1857, 14 — Le feu du ciel VIII, V. 95 —, ebd., 25 — Les tetes
du Serail III, V. 6 —, ebd., 48 — Navarin VII, V. 32 — und ebd., 127 — XXXI:
Grenade, V. 18; zum Phare in Hugos Contemplations vgl. Hilberer 1987, 151 f.,
160 und 168, Fn. 44.), sondern auch auf seinen visionären Zeichnungen und
Aquarellen (am berühmtesten sind vielleicht „Le phare d'Eddystone" und „Le
phare des Casquets", beide von 1866). Hugos Anspruch, als Dichter den Men-
schen den Weg zu leuchten, wird mit der Wendung ironisiert, dass Hugo mit
seinem Werk eben nur am Meer des Unsinns leuchte. Zu N.s Reserviertheit
Hugo, seiner Pöbelhaftigkeit und seinem Histrionismus gegenüber siehe Cam-
pioni 2001, 214-216 (Campioni 2009a, 270-274), ferner Le Rider 2006a. N. hat
zu Hugo 1887/88 den einschlägigen Aufsatz von Berard-Varagnac 1887, 77-129
studiert (dort strich er sich — ebd., 120 — eine Passage an, die von Hugos
Parteinahme für die Schwachen und Entrechteten handelt), vielleicht in der
zweiten Jahreshälfte 1888 auch Bourgets Hugo-Aufsatz (Bourget 1889a, 1, 111-
124, vgl. NK KSA 6, 427, 26, zu N.s Reaktion auf Hugos Begräbnis NK KSA 6,
427, 16 f.).
Im Gespräch mit Paul Valery fand später selbst der Philosoph Alain N.s
Äußerung 111, 8 als literaturkritisches Urteil nicht ganz abwegig (Mondor 1953,
155).
111, 9 Liszt: oder die Schule der Geläufigkeit — nach Weibern.] Franz Liszt
(1811-1886) war als nichtehelicher Vater von Cosima, geb. de Flavigny, nicht
nur Richard Wagners Schwiegervater, ein berühmter Komponist und Klaviervir-
tuose, sondern auch Schüler Carl Czernys (1791-1857). Generationen angehen-
der Pianisten mussten dessen Schule der Geläufigkeit (op. 299), eine Sammlung
von 40 Klavieretüden durcharbeiten. Die in 111, 9 nachgeschobenen „Weiber"
lassen den Leser „Geläufigkeit" freilich mit „Läufigkeit" assoziieren: Liszt galt
als Frauenheld. N.s Wagner-Kritik schließt die Liszt-Kritik ein, siehe NK KSA 6,
37, 25 f.
111, 10 f. George Sand: oder lactea ubertas, auf deutsch: die Milchkuh mit
„schönem Stil".] Die direkte Quelle ist nicht Goncourt 1887, 2, 25 (vgl. KSA 14,
 
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