542 Götzen-Dämmerung
heur, consacrait librement sa belle carriere litteraire ä l'active defense des lois
inviolables de la sociabilite elementaire. Si ta fatale histoire est un jour connue,
chacun sentira que personne n'eüt ete plus excusable que toi de concevoir une
eternelle amertume contre l'institution du mariage. Mais, comme tu l'as si bien
dit dans ta touchante Lucie: II est indigne des grands coeurs de repandre le
trouble qu'ils ressentent. Cette admirable maxime etait la devise spontanee de
toute ta conduite." (Comte 1851, XI f. „Nicht nur zu deiner gerechten Verherrli-
chung, sondern vor allem als charakteristisches Beispiel, das spontan aus der
würdigen Verwendung der weiblichen Talente erscheint, soll der Geist und das
Ziel dieser Andeutung nun hier erklärt werden. In einem Jahrhundert, wo so
viele auch starke oder geübte Köpfe sich mit anarchischen Utopien über die
grundlegende Ökonomie der /XII/ menschlichen Familie beschäftigen, ist es
wichtig, zu bemerken, dass eine junge hervorragende Frau, die durch das
Unglück gereift ist, ihre schöne literarische Karriere freiwillig einer aktiven
Verteidigung der unverletzlichen Gesetze der elementaren Sozialibilität opferte.
Wenn deine fatale Geschichte eines Tages bekannt wird, wird jeder fühlen,
dass niemand mehr als du hätte entschuldigt werden müssen, eine ewige Bit-
terkeit gegen die Institution Ehe gefasst zu haben. Aber wie du es so treffend
in deiner berührenden Lucie gesagt hast: Es ist großen Herzen unwürdig, die
Verwirrungen, die sie fühlen, zu verbreiten. Diese bewundernswerte Maxime war
die spontane Devise deiner gesamten Lebensführung.").
Es ist freilich unwahrscheinlich, dass N. das Zitat 1887/88 direkt aus Com-
tes Systeme de politique positive geschöpft hat, für dessen Lektüre es keine
weiteren Anhaltspunkte gibt. Eher wird er (vgl. Morillas Esteban / Sommer
2010) das Zitat bei Barine 1885, 121 (bzw. Barine 1887, 138) in einem Aufsatz
über George Eliot gefunden haben, wo es heißt: „Elle [sc. Eliot] aurait pu se
dire que le bonheur de l'individu doit etre subordonne ä la regle d'oü depend
le bonheur de tous et que, suivant une belle parole, ,il est indigne des grands
coeurs de repandre le trouble qu'ils ressentent'; mais elle n'y pensa pas. Le
genie est egoiste." („Sie [sc. Eliot] hätte sich sagen können, dass das individu-
elle Glück der Regel, wovon das Glück für alle abhängt, untergeordnet werden
müsse, dem schönen Satz folgend: ,es ist großen Herzen unwürdig, die Verwir-
rungen, die sie fühlen, zu verbreiten'; aber sie dachte nicht daran. Das Genie
ist egoistisch.") Vgl. NK 113, 21-27.
148, 22 Grösse der Seele] Das ist die Übersetzung des für die Tugendlehre
zentralen Aristotelischen Begiffs der peyaÄoipuxia (Aristoteles: Nikomachische
Ethik IV 4-9), der als magnanimitas auch in die Stoa einging. Zu den Hinter-
gründen ausführlicher Magnus 1980.
heur, consacrait librement sa belle carriere litteraire ä l'active defense des lois
inviolables de la sociabilite elementaire. Si ta fatale histoire est un jour connue,
chacun sentira que personne n'eüt ete plus excusable que toi de concevoir une
eternelle amertume contre l'institution du mariage. Mais, comme tu l'as si bien
dit dans ta touchante Lucie: II est indigne des grands coeurs de repandre le
trouble qu'ils ressentent. Cette admirable maxime etait la devise spontanee de
toute ta conduite." (Comte 1851, XI f. „Nicht nur zu deiner gerechten Verherrli-
chung, sondern vor allem als charakteristisches Beispiel, das spontan aus der
würdigen Verwendung der weiblichen Talente erscheint, soll der Geist und das
Ziel dieser Andeutung nun hier erklärt werden. In einem Jahrhundert, wo so
viele auch starke oder geübte Köpfe sich mit anarchischen Utopien über die
grundlegende Ökonomie der /XII/ menschlichen Familie beschäftigen, ist es
wichtig, zu bemerken, dass eine junge hervorragende Frau, die durch das
Unglück gereift ist, ihre schöne literarische Karriere freiwillig einer aktiven
Verteidigung der unverletzlichen Gesetze der elementaren Sozialibilität opferte.
Wenn deine fatale Geschichte eines Tages bekannt wird, wird jeder fühlen,
dass niemand mehr als du hätte entschuldigt werden müssen, eine ewige Bit-
terkeit gegen die Institution Ehe gefasst zu haben. Aber wie du es so treffend
in deiner berührenden Lucie gesagt hast: Es ist großen Herzen unwürdig, die
Verwirrungen, die sie fühlen, zu verbreiten. Diese bewundernswerte Maxime war
die spontane Devise deiner gesamten Lebensführung.").
Es ist freilich unwahrscheinlich, dass N. das Zitat 1887/88 direkt aus Com-
tes Systeme de politique positive geschöpft hat, für dessen Lektüre es keine
weiteren Anhaltspunkte gibt. Eher wird er (vgl. Morillas Esteban / Sommer
2010) das Zitat bei Barine 1885, 121 (bzw. Barine 1887, 138) in einem Aufsatz
über George Eliot gefunden haben, wo es heißt: „Elle [sc. Eliot] aurait pu se
dire que le bonheur de l'individu doit etre subordonne ä la regle d'oü depend
le bonheur de tous et que, suivant une belle parole, ,il est indigne des grands
coeurs de repandre le trouble qu'ils ressentent'; mais elle n'y pensa pas. Le
genie est egoiste." („Sie [sc. Eliot] hätte sich sagen können, dass das individu-
elle Glück der Regel, wovon das Glück für alle abhängt, untergeordnet werden
müsse, dem schönen Satz folgend: ,es ist großen Herzen unwürdig, die Verwir-
rungen, die sie fühlen, zu verbreiten'; aber sie dachte nicht daran. Das Genie
ist egoistisch.") Vgl. NK 113, 21-27.
148, 22 Grösse der Seele] Das ist die Übersetzung des für die Tugendlehre
zentralen Aristotelischen Begiffs der peyaÄoipuxia (Aristoteles: Nikomachische
Ethik IV 4-9), der als magnanimitas auch in die Stoa einging. Zu den Hinter-
gründen ausführlicher Magnus 1980.