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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0582
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Stellenkommentar GD Alten, KSA 6, S. 154-155 563

eher 1873, 200. „Seine Moral, — falls er eine hat, — ist bloß Vorsicht.") Vgl.
NK KSA 6, 305, 10 f.
155, 2-7 Dies Mosaik von Worten, wo jedes Wort als Klang, als Ort, als Begriff,
nach rechts und links und über das Ganze hin seine Kraft ausströmt, dies mini-
mum in Umfang und Zahl der Zeichen, dies damit erzielte maximum in der Ener-
gie der Zeichen — das Alles ist römisch und, wenn man mir glauben will, vor-
nehm par excellence.] N. verwendet die Mosaik-Metapher für Horaz bereits in
NL 1875, KSA 8, 8[2], 128, 23-25, und zwar im Zusammenhang einer Polemik
gegen die gedankenlose Lyrik Eduard Mörikes: „Da lobe ich mir selbst noch
eher Horaz, ob der schon recht bestimmt ist und die Wörtchen und Gedänk-
chen wie Mosaik setzt." Die Mosaik-Metapher, die N. 1888 (in Anlehnung an
Bourget 1886, 166) übrigens auch polemisch gegen die zeitgenössische Stilde-
kadenz benutzt (vgl. NK 115, 22-26), taucht bei Horaz selbst auch auf, oder
genauer gesagt, in der Übersetzung Christoph Martin Wielands, die sich in N.s
Bibliothek befand: „Wie? denkt man, schämt der Mann sich nicht, ein Estrich /
von Mosaik mit schmutz'gen Palmen kehren / zu lassen, oder prächt'ge Pur-
purdecken / um ungewaschne Polster-Ueberzüge / zu legen?" („Neglectis flagi-
tium ingens / Ten lapides varios lutulenta rädere palma / et Tyrias dare circum
inluta toralia vestis?" — Horaz: Satiren II 4, 82 f.; Horaz 1786, 2, 145 f.).
Dass ausgerechnet Horaz in 155, 2-7 als Exempel der Vornehmheit gilt, ist
bemerkenswert angesichts eines Autors, der in seinen Satiren den ganz unvor-
nehmen römischen Alltag ebenso schildert wie er einer epikureischen Entspan-
nungsphilosophie huldigt. Noch bemerkenswerter ist es, dass sich Horaz: Sati-
ren I 1, 6 als „libertino patre natu[s]", als Sohn eines freigelassenen Sklaven
zu erkennen gibt. Man mag dies — wie Cancik 2000, 155 — sarkastisch kom-
mentieren: „Daran kann der geneigte Leser des Horaz ermessen, wie weit die-
ser es gebracht hat, ganz ohne polnisches oder anderes Aristokratenblut."
Oder aber in dieser Inanspruchnahme des Horaz für die Vornehmheit eine
selbstironische Volte N.s sehen.

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155, 10-14 Den Griechen verdanke ich durchaus keine verwandt starken Eindrü-
cke; und, um es geradezu herauszusagen, sie können uns nicht sein, was die
Römer sind. Man lernt nicht von den Griechen — ihre Art ist zu fremd, sie ist
auch zu flüssig, um imperativisch, um „klassisch" zu wirkend N. unterwandert
hier das Bild eines heterodoxen Philhellenen, das sich das Publikum seit GT
von ihm gemacht hat, indem er den Griechen die Bildungsrelevanz abspricht.
 
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