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Curt Oehme: Der Energiehaushalt
den anderen, weniger reichlichen Kostformen nicht herangezogen werden,
da sie nach unserer Auffassung möglicher Weise durch die Vergänglichkeit
einer sekundären spezifisch-dynamischen Wirkung zustande kommt. Gegen
den zweiten Weg spricht aber der vierzehn Tage lang unabgeschwächte
Hochstand der basalen Wärmebildung im Hunger, wenn eine Periode mit
hohem Grundumsatz vorausgeht. Es müßte sich allenfalls die Latenz ver-
kürzen, je später in der Hungerzeit die Glykokollzufuhr beginnt. Nach
sieben Tagen Hunger ohne Glykokoll (Hund 6 ab 183. Tag) senkt sich aber
der Stoffwechsel auf Glykokollzufuhr nicht wesentlich schneller als wenn
letztere sofort mit Hungerbeginn einsetzt (ab 140. Tag).
Wahrscheinlich sind es also die Zersetzungen im Hunger,
welche die Glykokollwirkung modifizieren, ähnlich wie verschie-
dene Ernährung sie möglich macht, verändert oder ganz aufhebt,
und man kann auch hier im Hunger wieder an die Zusammen-
setzung des freiwerdenden Aminosäuregemisches unter anderem
denken. Im Hunger zerfällt mehr körpereigenes Fleischeiweiß. Aus
den bisher verwendeten Kostformen war Fleisch absichtlich fernge-
halten. Auch für die Beurteilung der Reaktion im Hunger er-
scheint deshalb die Kenntnis wichtig, welche Beziehungen zwischen
Glykokollwirkung und Fleisch als Nährstoff bestehen.
Der respiratorische Quotient verhält sich bei diesen
Hungerversuchen dadurch bemerkenswert, daß er sogar im pro-
trahierten Hunger keineswegs immer gleichmäßig auf die für
vorwiegende Fettverbrennung charakteristischen Werte herabgeht,
wie nach den bisherigen Auffassungen über den Ablauf des
Stoffwechsels im Hunger zu erwarten wäre. Allerdings ist schon
nach älteren Untersuchungen die Meinung geäußert worden, daß
auch im Hunger der vorher gefundene Umsatztypus erhalten
bleibe, doch beschränken sich diese Angaben auf vorausgegangene
Fett- und Kohlehydratmast1G) und gelten nach Grafe nur für die
ersten Hungertage. Unter unseren Versuchsbedingungen liegt der
respiratorische Quotient aber lange Zeit im Hunger anders je
nach den voraufgehenden Ernährungsbedingungen und der Vor-
behandlung mit kleinen Glykokoll- bzw. Aminosäuremengen, er
bewegt sich auch im Hunger, wie bei den Grundumsatzver-
suchen während verschiedener Fütterungsperioden, in entgegen-
gesetztem Sinne zur Größenänderung des ganzen Kraftwechsels.
Bei Hund 1 läuft der Respirationsquotient in den Hungerperioden
antibat zur Wärmebildung zwischen 0.70o im Mittel (55. bis 64. Tag) ohne
lß) Schlossmann und Murschhauser, ßioch. Ztschr. 53, 265. 1913 u. a.
s. b. Loewy, Oppenheimers Handb. d. Bioch. VI. S. 144. 2. Aufl. 1926.
(Fischer, Jena.)
Curt Oehme: Der Energiehaushalt
den anderen, weniger reichlichen Kostformen nicht herangezogen werden,
da sie nach unserer Auffassung möglicher Weise durch die Vergänglichkeit
einer sekundären spezifisch-dynamischen Wirkung zustande kommt. Gegen
den zweiten Weg spricht aber der vierzehn Tage lang unabgeschwächte
Hochstand der basalen Wärmebildung im Hunger, wenn eine Periode mit
hohem Grundumsatz vorausgeht. Es müßte sich allenfalls die Latenz ver-
kürzen, je später in der Hungerzeit die Glykokollzufuhr beginnt. Nach
sieben Tagen Hunger ohne Glykokoll (Hund 6 ab 183. Tag) senkt sich aber
der Stoffwechsel auf Glykokollzufuhr nicht wesentlich schneller als wenn
letztere sofort mit Hungerbeginn einsetzt (ab 140. Tag).
Wahrscheinlich sind es also die Zersetzungen im Hunger,
welche die Glykokollwirkung modifizieren, ähnlich wie verschie-
dene Ernährung sie möglich macht, verändert oder ganz aufhebt,
und man kann auch hier im Hunger wieder an die Zusammen-
setzung des freiwerdenden Aminosäuregemisches unter anderem
denken. Im Hunger zerfällt mehr körpereigenes Fleischeiweiß. Aus
den bisher verwendeten Kostformen war Fleisch absichtlich fernge-
halten. Auch für die Beurteilung der Reaktion im Hunger er-
scheint deshalb die Kenntnis wichtig, welche Beziehungen zwischen
Glykokollwirkung und Fleisch als Nährstoff bestehen.
Der respiratorische Quotient verhält sich bei diesen
Hungerversuchen dadurch bemerkenswert, daß er sogar im pro-
trahierten Hunger keineswegs immer gleichmäßig auf die für
vorwiegende Fettverbrennung charakteristischen Werte herabgeht,
wie nach den bisherigen Auffassungen über den Ablauf des
Stoffwechsels im Hunger zu erwarten wäre. Allerdings ist schon
nach älteren Untersuchungen die Meinung geäußert worden, daß
auch im Hunger der vorher gefundene Umsatztypus erhalten
bleibe, doch beschränken sich diese Angaben auf vorausgegangene
Fett- und Kohlehydratmast1G) und gelten nach Grafe nur für die
ersten Hungertage. Unter unseren Versuchsbedingungen liegt der
respiratorische Quotient aber lange Zeit im Hunger anders je
nach den voraufgehenden Ernährungsbedingungen und der Vor-
behandlung mit kleinen Glykokoll- bzw. Aminosäuremengen, er
bewegt sich auch im Hunger, wie bei den Grundumsatzver-
suchen während verschiedener Fütterungsperioden, in entgegen-
gesetztem Sinne zur Größenänderung des ganzen Kraftwechsels.
Bei Hund 1 läuft der Respirationsquotient in den Hungerperioden
antibat zur Wärmebildung zwischen 0.70o im Mittel (55. bis 64. Tag) ohne
lß) Schlossmann und Murschhauser, ßioch. Ztschr. 53, 265. 1913 u. a.
s. b. Loewy, Oppenheimers Handb. d. Bioch. VI. S. 144. 2. Aufl. 1926.
(Fischer, Jena.)