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unter Einwirkung von Aminosäuren
Ein Musterbeispiel im Einzelfall sind die Versuchsperioden des Hundes 1
ab 85. Tag (Tab. VI), in denen zuerst Glykokoll den respiratorischen Quo-
tienten des abfallenden Grundumsatzes allmählich vergrößert (von 0.71
bis 0.78) und die anschließende Kohlehydratbeigabe ihn bei steigendem
Grundumsatz langsam wieder verkleinert (bis 0.73), bis er in der folgenden
Hungerzeit unter Fortsetzung der Glykokollgaben abermals entgegengesetzt
zur Grundumsatzänderung hinaufklettert (bis 0.77).
In den Versuchen von Wilhelmj und Fr. C. Mann26), die im Hunger
wie nach Kohlehydratfütterung die spezifisch-dynamische Wirkung einer
einmaligen intravenösen Glykokoll- oder Alanininfusion studiert haben,
findet sich auch ein gewisser gegensätzlicher Einfluß von Kohlehydraten
und Aminosäuren sowohl in der Umsatzsteigerung als auch im Verhalten
des respiratorischen Quotienten. Die experimentellen Bedingungen sind
aber ganz andere als die unsrigen, die intravenöse Injektion in destil-
liertem Wasser gelöster Aminosäuren kann so leicht Atmung und Kohlen-
säureabgabe verändern, daß ein Vergleich unmöglich ist. Die bis 1.1 be-
tragenden respiratorischen Quotienten in dieser Arbeit sind auf solche
Vorgänge verdächtig.27)
Aus dem gegensinnigen Einfluß von Kohlehydrat-
und Glykokollvorbehandlung auf den respiratorischen
Quotienten folgt, daß sein Anstieg unter Einwirkung
der Aminosäure wohl nicht auf einer Kohlehydrat-
mobilisierung bzw. gesteigerten Kohlehydratver-
brennung beruht, sondern anderen Ursprung hat. Dies
stimmt mit dem Fortbestehen des erhöhten Quotienten im ver-
längerten Hunger überein. Es liegt nahe, Änderungen im Eiweiß-
stoffwechsel zu vermuten, auf welche die abundante Kohlehydrat-
mast dämpfend oder einsparend wirkt. Auch Fettbildung und
-ablagerung aus sauerstoffreicheren Verbindungen wie Kohle-
hydrat und Eiweiß erhöht bekanntlich den respiratorischen Quo-
tienten. Jedenfalls muß es ein Vorgang sein, den Zufuhr von
Kohlehydrat hemmt oder wenigstens unter Umständen hemmen
kann, und das ist für Fettbildung aus Kohlehydrat schwer ver-
ständlich. Fettbildung aus Eiweiß lassen Williams, Riche und
Lusk28) sowie Atkinson, Rapport und Lusk29) erst nach voller
Auffüllung der Glykogenspeicher zu. Man wird heute wohl
nicht mehr für wahrscheinlich halten, daß die intermediären
Prozesse sich in Abhängigkeit von derartigen Quantitätsmo-
26) Am. Jl. of Physiol. 93, 69 u. 258, 1930.
27) Zur Entkräftung dieses Einwands s. Mann, Wilhelmj u. Bollmann,
Am. Jl. Physiol. 98, 1, 1931 und Wilhelmj, Physiol. Review 15, 209, 1935.
28) Jl. biol. Chem. 12, 349, 1912.
29) Jl. biol. Chem. 53, 155, 1922.
unter Einwirkung von Aminosäuren
Ein Musterbeispiel im Einzelfall sind die Versuchsperioden des Hundes 1
ab 85. Tag (Tab. VI), in denen zuerst Glykokoll den respiratorischen Quo-
tienten des abfallenden Grundumsatzes allmählich vergrößert (von 0.71
bis 0.78) und die anschließende Kohlehydratbeigabe ihn bei steigendem
Grundumsatz langsam wieder verkleinert (bis 0.73), bis er in der folgenden
Hungerzeit unter Fortsetzung der Glykokollgaben abermals entgegengesetzt
zur Grundumsatzänderung hinaufklettert (bis 0.77).
In den Versuchen von Wilhelmj und Fr. C. Mann26), die im Hunger
wie nach Kohlehydratfütterung die spezifisch-dynamische Wirkung einer
einmaligen intravenösen Glykokoll- oder Alanininfusion studiert haben,
findet sich auch ein gewisser gegensätzlicher Einfluß von Kohlehydraten
und Aminosäuren sowohl in der Umsatzsteigerung als auch im Verhalten
des respiratorischen Quotienten. Die experimentellen Bedingungen sind
aber ganz andere als die unsrigen, die intravenöse Injektion in destil-
liertem Wasser gelöster Aminosäuren kann so leicht Atmung und Kohlen-
säureabgabe verändern, daß ein Vergleich unmöglich ist. Die bis 1.1 be-
tragenden respiratorischen Quotienten in dieser Arbeit sind auf solche
Vorgänge verdächtig.27)
Aus dem gegensinnigen Einfluß von Kohlehydrat-
und Glykokollvorbehandlung auf den respiratorischen
Quotienten folgt, daß sein Anstieg unter Einwirkung
der Aminosäure wohl nicht auf einer Kohlehydrat-
mobilisierung bzw. gesteigerten Kohlehydratver-
brennung beruht, sondern anderen Ursprung hat. Dies
stimmt mit dem Fortbestehen des erhöhten Quotienten im ver-
längerten Hunger überein. Es liegt nahe, Änderungen im Eiweiß-
stoffwechsel zu vermuten, auf welche die abundante Kohlehydrat-
mast dämpfend oder einsparend wirkt. Auch Fettbildung und
-ablagerung aus sauerstoffreicheren Verbindungen wie Kohle-
hydrat und Eiweiß erhöht bekanntlich den respiratorischen Quo-
tienten. Jedenfalls muß es ein Vorgang sein, den Zufuhr von
Kohlehydrat hemmt oder wenigstens unter Umständen hemmen
kann, und das ist für Fettbildung aus Kohlehydrat schwer ver-
ständlich. Fettbildung aus Eiweiß lassen Williams, Riche und
Lusk28) sowie Atkinson, Rapport und Lusk29) erst nach voller
Auffüllung der Glykogenspeicher zu. Man wird heute wohl
nicht mehr für wahrscheinlich halten, daß die intermediären
Prozesse sich in Abhängigkeit von derartigen Quantitätsmo-
26) Am. Jl. of Physiol. 93, 69 u. 258, 1930.
27) Zur Entkräftung dieses Einwands s. Mann, Wilhelmj u. Bollmann,
Am. Jl. Physiol. 98, 1, 1931 und Wilhelmj, Physiol. Review 15, 209, 1935.
28) Jl. biol. Chem. 12, 349, 1912.
29) Jl. biol. Chem. 53, 155, 1922.