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Lehmann, Otto:; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1911, 22. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 1 — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37294#0018
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18

0. Lehmann :

zögern, wie die Photographien Fig. 17 und 18; Tat. Hi, erkennen
lassen. Ist die Konzentration der Lösung an verschiedenen Stellen
verschieden; so wird natürlich auch der Kanal von ungleich-
mäßiger Dicke, er erhält blasige Anschwellungen, die gewöhnlich
symmetrische Form haben (Fig. 19, Taf. M), aber auch exzentrisch
liegen können (Fig. 20). Die Blasen können lediglich Mutterlauge
enthalten, also zwischen gekreuzten Nicols dunkel erscheinen, oder
mit einem Gewirr kleiner Kriställchen erfüllt sein (wie bei Fig. 16),
die nach und nach verschwinden. Bei sehr konzentrierter Lösung
bleibt nur ein im natürlichen Licht als feine Doppellinie, zwischen
gekreuzten Nicols als schwarzer gerader Strich erscheinender
dünner Kanal in der Achse der Röhre übrig. Der Querschnitt
dieses Kanals ist gewöhnlich nicht rund, sondern stark elliptisch,
derart, daß beim Rotieren der Kapillare der achsiale schwarze
Strich sich abwechselnd sehr stark verbreitert und wieder bis
zur Unsichtbarkeit zusammenzieht.
Von großem Interesse ist, daß (namentlich bei Lecithin)
selbst heftige Strömung der flüssig-kristallinischen Masse keine
Störung der Interferenzstreifen hervorbringt, woraus folgt, daß
die Orientierung der Moleküle momentan eintritt. Man
kann solche Strömung leicht erhalten, indem man das eine ge-
schlossene Ende der Kapillarröhre abbricht. Der Dampfdruck
am andern Ende treibt dann die ganze Flüssigkeitssäule hinaus,
und man sieht alle Inhomogenitäten derselben im Gesichtsfeld
vorbeiwandern, die Interferenzstreifen bleiben aber nichtsdesto-
weniger völlig unverändert bestehen, abgesehen von der Nähe
der Achse, wo die Weite des Kanals sich ändert. Bei kreis-
förmigem Querschnitt desselben gleichen sie ganz denjenigen
eines BABiNET'schen Kompensators. Unmittelbar an den ach-
sialen schwarzen Streifen grenzen die Farben erster Ordnung,
dann folgen der Reihe nach die der zweiten, dritten . . . Ord-
nung, welche gegen die Rohrwandung hin in das Weiß höherer
Ordnung übergehen. Zur genauen Ausmessung müßte natürlich
monochromatisches Licht benutzt werden.
Einzelne Flecken pseudoisotroper Massen erscheinen gewöhn-
lich von runder Umgrenzung und zeigen in symmetrischer Lage,
wie bei Fig. 21, naturgemäß einen dunklen Streifen zwischen
zwei hellen Feldern, welcher bei Rotation der Röhre wandert
und schließlich den Fleck verläßt. Bei Lecithin sieht man im
natürlichen Licht häufig scheinbar runde Tropfen, an welche
 
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