Metadaten

Lehmann, Otto:; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1911, 22. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 1 — Heidelberg, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37294#0031
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle (I. Teil).

31

Temperatur entspricht. (Vgl. auch: Die neue Welt der flüssigen
Kristalle., S. 378, Anm. 3).

XIII. Verdrehte Kristalltropfen von Paraazoxyanisol.
Die eben besprochene Trübung der Kristalltropfen beruht
möglicherweise auch zum Teil darauf, daß sie nicht völlig aus
gleichartigen Molekülen bestehen, sondern etwas von dem
Lösungsmittel (Piperin) aufnehmen. Tatsächlich scheint die Trü-
bung mit dem Zusatz von Piperin zu wachsen. Nach dem be-
reits bei Ammoniumoleat (schnelleres Zusammenfließen bei Auf-
nahme von Alkohol) und Paraazoxyzimtsäureäthylester (Bildung
kugeliger und stabförmiger Myelinformen bei Aufnahme von
Bromnaphtalin) Gesagten scheint die Bildung derartiger flüssiger
Mischkristalle durchaus möglich. Dafür spricht aber noch ganz
besonders, daß bei Wahl eines andern Lösungsmittels die Struktur
der Tropfen unter Umständen eine bedeutende Änderung erleidet
und damit auch ihr optisches Verhalten. Ersetzt man z. B.
das Piperin durch Olivenöl, so erscheinen keine vollkommen
symmetrischen Tropfen mehr. Im wesentlichen ist zwar die
Struktur noch dieselbe, die Symmetrieachse ist aber stets U-förmig
zusammengebogen. Es ist wohl noch möglich, eine Art erster
Hauptlage aufzufinden, bei der das obere und das untere Ende
der Symmetrieachse genau Übereinanderliegen, dann erscheint
diese aber nicht mehr zum. Punkt verkürzt, sondern als exzen-
trisch gelegener Ring im Tropfen (Fig. 56a). Liegen die Enden
nicht übereinander, so erscheint die Achse als ein schief im
Tropfen liegendes U (Fig. 56b). Fixiert man das eine Ende des
Bogens, so ist das andere unscharf. Neu ist auch, daß der
Tropfen in der Mitte gewissermaßen vertieft erscheint, wie wenn
das Mittelfeld von einem dicken Wulst umgeben wäre, dessen
oberer Rand (offenbar infolge der Brechung der Strahlen, die
dort wie in einer Brennlinie Zusammentreffen) hell erscheint.
Das obere Ende der Symmetrieachse kann in diese helle Zone
hmeindringen und dieselbe gewissermaßen zur Seite drängen
(Fig. 56 c). Die Farbe der Tropfen ist fast weiß, ln der zweiten
Hauptlagc erscheinen die Tropfen gelb und wie von einer dicken
Spindel erfüllt, die fast das ganze Innere ausfüllt (Fig. 57a).
Sehr merkwürdig ist ferner das Auftreten einer zur Spindel-
achse senkrechten Trennungsebene (Äquatorebene), welche
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften