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Lehmann, Otto:; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1911, 22. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 1 — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37294#0026
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26

0. Lehmann :

d'une goutte supposee spherique. Ces gouttes sont en realite
plates et extremement inmces par rapport ä leur diametre."
Mit Hilfe des neuen Apparates ist es mir gelungen, freischwe-
bende kugelige Kristalltropfen selbst bei dem reinsten (blaßgelben)
Präparat, welches ich Herrn R. ScHENCK verdanke (der es für seine
Untersuchungen mit besonderer Sorgfalt gereinigt hatte), ohne
jeden Zusatz eines Lösungsmittels zu erhalten. Obschon das
spezifische Gewicht mit dem der umgebenden isotropen Schmelze
nicht genau übereinstimmt, kann man die Tropfen doch in der
Achse der Röhre schwebend erhalten, indem man diese mit
passender Geschwindigkeit rotieren läßt, so daß die Tropfen beim
Sinken niemals den Roden erreichen können. Freilich ist auch
nach der neuen Methode die Reobachtung solcher, in reiner
Schmelze ohne Zusatz eines Lösungsmittels schwebender Tropfen
noch rechl schwierig, da schon eine äußerst geringe Temperatur-
erniedrigung bewirkt, daß sofort die ganze Schmelze flüssig-
kiistallinisch wird, während umgekehrt ein sehr geringes Steigen
der Temperatur sofort die ganze Masse in isotrope Schmelze ver-
wandelt. Nachdem ich konstatiert hattet), daß sich diese Tropfen
ganz ebenso verhalten, wie solche, die man bei Zusatz von
Piperin (oder Azobenzol) als Lösungsmittel erhält, und die man
stundenlang konstant halten und in aller Ruhe studieren kann,
habe ich für unnötig gehalten, auf deren Reobachtung Zeit zu
verwenden. Von gewöhnlichen Flüssigkeitstropfen ohne Struk-
tur unterscheiden sich solche Kristalltropfen dadurch, daß sie
eigentümliche gesetzmäßige Schlieren im Innern zeigen, welche
ganz den durch die besprochenen konischen Störungen bei den
halbisotropen flüssigen Kristallen und noch mehr den zylin-
drischen Störungen, wie sie die stabförmigen Myelinformen auf-
weisen, entsprechen, somit, da sonst gar keine ähnliche optische
Erscheinung bekannt ist, wohl auch auf gleicher Ursache be-
ruhen müssen. Mit andern Worten: die Moleküle müssen in
solchen Tropfen m konzentrischen Kreisen (oder radial) um eine
Symmetrieachse gruppiert sein. In der Tat blickt man bei einer
bestimmten Lage, die ich als erste Hauptlage bezeichnet habe, auf
den Tropfen, so scheint er im Zentrum einen dunkeln Punkt, um-
geben von grauem ,,Hof", den sogenannten ,,Kernpunkt", zu ent-
halten, der nichts anderes ist, als die zum Punkt verkürzt er-
4°) Es ist zweckmäßig, für solche Beobachtungen eine Kapillare von sehr
geringer lichter White zu verwenden.
 
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