Metadaten

Lehmann, Otto:; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1911, 22. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 1 — Heidelberg, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37294#0034
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
34

0. Lehmann :

satz an Kolophonium noch mehr, so wächst diese Verdrillung,
so daß die Symmetrieachse eine Doppelspirale mit vielen Win-
dungen darstellen kann (Fig. 65). Dieselbe ist aber infolge der
Lichtbrechung in den sie umgebenden Schlieren nicht mehr in
ihrem ganzen Verlaufe sichtbar, und die noch sichtbaren Teile
erscheinen (ebenso wie die Schlieren selbst) teilweise von ihrem
wirklichen Orte abgelenkt und zerschnitten, so daß der Eindruck
entsteht, der Tropfen bestände aus gleichdicken Lamellen von
um so größerer Zahl, je größer die Zahl der Windungen ist.
Anfänglich unterlag ich auch wirklich dieser Täuschung und
bezeichnetc deshalb solche scheinbar lamellierten Tropfen als
„Schichtkristalltropfen". Man kann sich aber mit Leichtig-
keit davon überzeugen, daß die Schichten eine einzige zusammen-
hängende Schicht bilden, der Tropfen somit ein einheitliches
Kristallindividuum, nicht ein Aggregat vieler Individuen (ein wirk-
licher Schichtkristall) ist, indem man ihn um die Achse der
Doppelspirale (in Fig. 65 die Vertikalachse) dreht. Die Schichten
wandern dann je nach dem Sinn der Drehung kontinuierlich
in der einen oder andern Richtung, ln einer vor kurzem er-
schienenen Abhandlung habe ich eine größere Zahl schematischer
Figuren gegeben, welche dieses Verhalten näher erläuternd^) Es
genüge hierauf hinzuweisen.
Um nun aber auch eine deutliche Vorstellung davon zu
ermöglichen, wie die Kristalltropfen in natura aussehen, wobei
insofern eine Abweichung von der schematischen Form eintritt,
als durch die Lichtbrechung in der Kapillare, die wie eine Zy-
linderliuse wirkt, eine Verzerrung eintritt (derart daß eine Kugel
als Ellipsoid oder Ei erscheint, mehr oder weniger, je nach
der Krümmung der Wandung und der Lage des Tropfens in der
Flüssigkeitssäule), füge ich hier eine Anzahl von Photographien
nach der Natur bei, wobei natürlich unter der großen Zahl nur
eine kleine Auswahl getroffen werden konnte, um die Druck-
kosten nicht zu sehr zu erhöhen. Dieselben dürften immerhin
geeignet sein, die schematischen Figuren auch dahin zu ergänzen,
wie die Schattierung eigentlich gedacht werden sollte, da das
naturgetreue Abzeichnen für denjenigen, der nicht von Beruf
Zeichner ist, erhebliche Schwierigkeiten bietet. Die Fig. 68, 67,
68, 69 u. 73 sind Tropfen in Zwischenstellung zwischen erster

4R 0. LEHMANN, 540, 4911.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften