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Ewald, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 9. Abhandlung): Die geodynamischen Erscheinungen des krystallinen Odenwaldes als Beispiel einer geoisostatischen Ausgleichsschwingung — Berlin, Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.43852#0004
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Rudolf Ewald:

Einleitung.
Im kristallinen. Odenwald sind eine Reihe von Problemen noch
nicht genügend geklärt. Vor allem das Hauptproblem, das der Otz-
bergspalte. Außerdem das genaue Altersverhältnis der einzelnen
tektonischen und vulkanischen Vorgänge und besonders ihre gegen-
seitigen Beziehungen im Rahmen der geodynamischen Geschehnisse.
Ich will versuchen, auf Grund meiner Beobachtungen diese Probleme
zu lösen und kann dabei durch die günstige tektonische Struktur des
Gebirges eine große Reihe von Prägen in sehr viel eindeutigerer Weise
klären, als dies in anderen Gebirgen der Fall ist. Denn sonst sind die
tektonischen Bewegungen meist nur relativ zu erkennen an der gegen-
seitigen Verschiebung zweier Teilgebiete (bzw. Schollen). Hier aber
hatten wir einen Gebirgsteil, der den ganzen Bewegungen passiv gegen-
überstand und somit als Pegel dienen konnte. Daran lassen sich die
absoluten Bewegungen der Odenwälder Hauptmasse ablesen, und es
ist hier erstmalig möglich gewesen, ein eindeutiges Bild der gesamten
Bewegungen zu geben und dieses im graphischen Bild festzuhalten.
Dadurch und durch genaues Studium der Druckverhältnisse ließen
sich auch theoretisch Resultate erzielen, die mir einer Lösung des Pro-
blems wesentlich näher zu kommen scheinen als eine einfache Arbeits-
hypothese. Es handelt sich hier um eine teilweise ganz neue Deutung
geodynamischer Vorgänge.
Ich bin mir wohl bewußt, daß jeder derartige Deutungsversuch
der Fülle der in der Natur wirkenden Faktoren gegenüber stets mehr
oder minder einseitig bleiben muß und daher günstigstenfalls nur bedingt
richtig sein kann. Wenn man aber versucht, auf möglichst breiter Be-
obachtungsbasis alle Teilbeobachtungen nicht nur als Teile an sich,
sondern als Teile eines großen Ganzen zu betrachten, so ergibt sich doch
aus diesen Bausteinen allmählich ein Gebäude, das um so wohlgefügter
sein muß, je mehr Bausteine zur Verfügung stehen und je sorgfältiger
die Beobachtungen angestellt sind, je kritischer sie eingefügt wurden.
Ich habe bei meinen Schlußfolgerungen stets, um mir eine gewisse
Objektivität zu wahren, versucht, jede Beobachtung von verschiedenen
Seiten aus zu deuten, und erst nach Prüfung dieser verschiedenen Deu-
tungen im Vergleich mit der Gesamtheit der Beobachtungen allmählich
das Bild gewonnen, das ich im folgenden entwickeln werde.
 
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