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Ewald, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 9. Abhandlung): Die geodynamischen Erscheinungen des krystallinen Odenwaldes als Beispiel einer geoisostatischen Ausgleichsschwingung — Berlin, Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.43852#0030
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30

Rudolf Ewald:

Der jüngere Granit.
Mit der Aufstiegsbewegung war die Ausgleichsschwingung noch
nicht zum Abschluß gekommen, es war immer noch ein recht beträcht-
liches Trägheitsmoment vorhanden und wir sehen die Bewegung wieder
umschlagen, und zwar mit polarer Komponente gegen den Erdmittel-
punkt. Da die ganze Masse über ihren Gleichgewichtspunkt noch hinaus-
gehoben war, so entstand im Scheitelpunkt der Welle ein Massenunter-
schuß, der neues Aufsteigen von Magma auslösen mußte. Ein saurer
Rest des Hauptgranitherdes war in der Tiefe noch vorhanden, da noch
keine Überdruckphase diesen Rest herauspressen konnte. Nun war ihm
die Gelegenheit zum Aufstieg gegeben und wir finden ihn an allen
schwachen Stellen empordringen.
Besonders schwache Stellen waren jetzt die Mylonitzone, besonders
da, wo die Fächerspalten an sie heranstoßen, dann die vorhin erwähnten
neu aufgerissenen Spalten innerhalb der Schollen. An diesen Stellen
sehen wir die Raumbildung des jüngeren Granites.
Das wichtigste Massiv und auch für das Studium seiner Intrusions-
mechanik am instruktivsten ist das Trommassiv.
Es liegt in dem Winkel, den die Weschnitzspalte mit der Mylonit-
zone bildet, und ist uns als Ganzes sehr gut bis heute erhalten. Das im
folgenden über die Intrusionserscheinungen des jüngeren Granites zu
Sagende bezieht sich hauptsächlich auf den Trommgranit.
Außerdem gehören zu dieser Intrusionsphase der Granit des Heppen-
heimer Waldes, der sich in den Steinbrüchen am Lindenstein bei Heppen-
heim gut studieren läßt, dann das große Granitgebiet von Beedenkirchen.
Neutsch, Ernsthofen (Mikrogranit nach Chelius), ein Teil der Granite
östlich von Darmstadt (Granophyr nach Klemm) und ein großer
Teil der als Granitporphyr beschriebenen Gängen vor allem im Gebiet
der Neunkircher Höhe und bei Großbieberau. Auch die jüngeren Granite
des Böllsteiner Gebietes gehören, wie gezeigt wurde, hierher.
Die eigentlichen Granitporphyre, die sonst einer normalen graniti-
schen Ganggefolgschaft ein so charakteristisches Gepräge geben, fehlen
dem Odenwald so ziemlich. Ausnahmen sind allerdings vorhanden,
auf die ich später an anderer Stelle zu sprechen kommen werde. Aber
rein chemisch-geologisch ist ja die Intrusionsphase des jüngeren Granites
ein Äquivalent dieser Gangphase, nur daß infolge der noch nicht zur
Ruhe gekommenen Ausgleichsschwingung auch stockförmige Massen-
intrusionen vorgekommen sind.
Die Kontakterscheinungen des jüngeren Granites sind ausgesprochen
kalter Natur. Ein innerer Kontakt ist außer einer Abnahme der an
 
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