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Ewald, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 9. Abhandlung): Die geodynamischen Erscheinungen des krystallinen Odenwaldes als Beispiel einer geoisostatischen Ausgleichsschwingung — Berlin, Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.43852#0035
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Die geodynamischen Erscheinungen des krystallinen Odenwaldes usw. 35

Wenn wir uns noch einmal das Bewegungsdiagramm (vgl. Fig. 5
S. 15) vergegenwärtigen und damit das Druckverteilungsschema (vgl.
Fig. 4 S. 15) vergleichen, so sehen wir noch eine Erscheinung, auf die
ich hier kurz hinweisen möchte.
Wir sehen, daß ein in zyklischer Welle schwingendes Teilchen im
Laufe einer vollen Schwingung sehr verschiedene Druckverteilungen
durchmacht, und es können folglich die granittektonischen Messungen,
wie sie die Cloossehe Schule betreibt, je nach der Phasenstelle, wo ein
Intrusivkörper erstarrte, die verschiedensten Resultate erzielen.
Das geht deutlich aus der Arbeit von Bubnoff hervor, der in
seiner Arbeit die Cloossche Arbeitsmethode angewandt hat.
Aus der Messung von zwei ganz heterogenen Graniten, nämlich
Hornblendegranit bei Rippenweiher und Trommgranit, hat er durch
gleiche Ergebnisse veranlaßt, auf gemeinsame Entstellungsursachen ge-
schlossen und, da ihm die Altersverhältnisse noch nicht bekannt waren,
wenigstens der große Altersunterschied noch nicht, so hat er auch auf
gleiche tektonische Bedingung geschlossen.
Sehen wir uns aber einmal die Phasenstellung der beiden, wie wir
gesehen haben, ganz verschieden bedingten Intrusionen an, so finden
wir, daß sie genau an der gleichen Stelle des Schwingungskreises stehen,
also gleiche Druckkräfteverteilung haben.
Und dafür, nämlich zur Erkundung der Phasenstellung ist meiner
Ansicht nach die Cloossche Meßmethode ausgezeichnet, nicht aber ohne
weiteres zur Feststellung aller granitdynamischen Bedingungen.
Zusammenfassung.
Wir haben gesehen:
1. die geodynamischen Erscheinungen des kristallinen Odenwaldes
sind bedingt im Rahmen einer zyklischen Schwingung, die aus-
gelöst wurde durch die Herausbildung der Geosynklinale;
2. die Bewegungen wurden modifiziert durch das Bestehen einer
alten kaledonisch gehobenen Gneismasse, die den gebirgsbildenden
Kräften als starrer Block gegenüberstand;
3. periphere Herde können entstehen, wenn eine Scholle über der
säkularflüssigen Zone sich in äquatorialer Richtung schräg auf-
wärts gegen die Erdoberfläche hebt und diese Bewegung in ge-
nügende Tiefe hinabreicht;
4. bei polarwärts wandernden Schollen entstehen gegen stehen-
bleibende Schollen Zonen regionaler Mylonitisierung.
 
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