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Ewald, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 9. Abhandlung): Die geodynamischen Erscheinungen des krystallinen Odenwaldes als Beispiel einer geoisostatischen Ausgleichsschwingung — Berlin, Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.43852#0020
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20

Rudolf Ewald:

Die Reaktionsintrusion.
Durch die kombinierten Erscheinungen der Auffaltung und der
basischen Sattelkernintrusionen war ein erheblicher Massenüberschuß
entstanden, der sich nun zunächst in Sackungserscheinungen kenn-
zeichnet. Verbunden mit dieser Absackung ist die zweite Intrusions-
phase, die nun nach Abschluß der eigentlichen orogenetischen Be-
wegungen ganz andere Erscheinungsformen haben muß.
Der Rest des aus dem basischen Tiefenstrom stammenden Magmas
der nun noch erhebliche Mengen von Gneismaterial anfgenommen hatte,
hatte sich chemisch beruhigt und einen Gleichgewichtszustand erreicht,
der einem Eutektikum wohl ziemlich nahe kam. Dieser Magmarest
wurde nun, entsprechend der Absackung, in das sinkende Gebirge ge-
preßt und drang an den schwachen Stellen in dieses ein.
Diese schwachen Stellen waren aber nunmehr die Mulden. Denn
die Sättel waren ja durch die basischen Intrusionskörper außerordentlich
gefestigt und sehr resistent geworden. So resistent, daß sie auch den
im weiteren Verlauf folgenden starken Gebirgsbewegungen den größten
Widerstand entgegensetzten und sich zum Teil bis heute noch als ge-
schlossene Massen erhalten haben.
Außerdem war in den Mulden das Gewicht der drückenden Decke
am geringsten, da das spezifische Gewicht der Sedimente das der schweren
Gabbros und Diorite bei weitem nicht erreichte und auch die absolute
Höhe des aufgefalteten Gebirges hier am geringsten war.
Dazu kam, daß gerade an dieser Stelle naturgemäß die Schichten
am stärksten zerrissen und gequält waren, auch durch die größte Ent-
fernung von den Intrusivkörpern am wenigsten metamorphosiert.
An diesen Stellen, an den Muldenachsen, sehen wir also das Magma
auf dringen.
Die chemische Natur des Magmas ist mittelsauer, es ist ein Horn-
blendegranit mittlerer Azidität, der im allgemeinen dem Tonalittypus
entspricht. Daß es sich hier um ein Magma von sehr gutem chemischem
(Gleichgewicht handelt, geht aus der außerordentlichen Gleichmäßigkeit
der Gesteine hervor. Wir finden überall genau dasselbe Gestein, von
derselben Mineralzusammensetzung, derselben Korngröße und ganz ohne
jede Schlierenbildung. Der einzige Unterschied ist der, daß der Horn-
blendegranit von Rippenweiher rotgefärbte Quarze führt (der sogenannte
Reichsgranit), was aber, da es sich hier um eine schwimmende Scholle
handelt, vielleicht auf Veränderungen bei Intrusion des Hauptgranites
zurückzuführen ist.
 
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