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Ewald, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 9. Abhandlung): Die geodynamischen Erscheinungen des krystallinen Odenwaldes als Beispiel einer geoisostatischen Ausgleichsschwingung — Berlin, Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.43852#0021
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Die geodynamischen Erscheinungen des krystallinen Odenwaldes usw. 21

Auch dürfte der Gehalt an Titanit, der dem Hornblendegranit
nirgends fehlt und stets in ausgezeichneten Kristallen von Briefkuvert-
form ausgebildet ist, auf annähernd eutektischen Zustand des Magmas
schließen lassen.
Nach dem soeben Gesagten finden wir also diesen Hornblendegranit
zwischen die Dioritzüge eingeschaltet, er fehlt nur in der sehr schmalen
Mulde zwischen Neunkircher und Lindenfelser Dioritzug und hat seine
weiteste Verbreitung in der breitesten Laudenbach-Mörlenbacher Mulde.
Über die Kontakterscheinungen des Hornblendegranites ist es
schwer, etwas Genaues zu sagen, da es in den meisten Fällen nicht mög-
lich ist, mit Sicherheit zu entscheiden, was ihm allein zuzuschreiben ist,
und was noch auf Rechnung der früheren Vorgänge zu setzen ist.
Es scheint jedoch, daß der Kontakt gasreicher gewesen ist als der
des basischen Gesteins, was auf die relativ höhere Stockwerkslage der
Intrusion zurückgeht.
Vor allem wird dies durch den Auerbacher Kontakthof bewiesen,,
der ja neben den verschiedensten silikatischen Kontaktmineralien sehr
viele sulfidische Erze führt. Ob diese Mineralbildung allerdings ganz
auf Konto des Hornblendegranits zu setzen ist, wage ich nicht mit
Sicherheit zu entscheiden, es ist möglich, daß weitere Umwandlungen
und Neubildungen auch noch zur Zeit der pegmatitischen Gangphase
des granitischen Hauptmagmas stattgefunden haben. Wenigstens deutet
die Struktur des Auerbacher Marmors darauf hin, daß lange andauernde
und wohl auch wiederholte Einflüsse seine heutige Ausbildung bedingt
haben.
Ich möchte für diese ebenfalls sehr typische Form der Intrusion,
die als Folge eines Übereffektes in den vorhergehenden geodynamischen
Vorgängen auftrat, den bezeichnenden Namen Reaktionsintrusion
Vorschlägen, der seine geologische Bedingtheit am besten zum Ausdruck
bringt.
Auch dieser Typ stellt einen gut umschriebenen Typus dar und
wird sich sicher auch noch an vielen anderen Stellen auffinden lassen,
da er meiner Ansicht nach im Gefolge jeder größeren Gebirgsbildung
auftreten muß, wenn er wohl auch vielfach der Beobachtung durch
seine immerhin noch große Tiefenlage entzogen ist. Aber gerade da-
durch, daß wir im Odenwald, wie ja auch Bubnoff hervorhebt, ein
sehr tiefes tektonisches Stockwerk vor uns haben, sind wir in der Lage,
die Erscheinungen der Tiefe zu analysieren und daraus Schlüsse auf
andere Gebirge zu machen.
 
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