Metadaten

Ewald, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 9. Abhandlung): Die geodynamischen Erscheinungen des krystallinen Odenwaldes als Beispiel einer geoisostatischen Ausgleichsschwingung — Berlin, Leipzig, 1924

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43852#0006
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6

Rudolf Ewald:

Odenwald mit ausgesprochen varistischem Bau vom östlichen Böll-
steiner Odenwald mit mehr oder minder schwebender Lagerung
scheidet. Drei Lösungsmöglichkeiten gibt es für dieses Broblem:
1. die Spalte ist postvaristisch, dann trennt sie zwei verschiedene
Stockwerke des alten Gebirges, wie Chelius an nahm;
2. sie ist varistisch, dann stoßen an ihr zwei verschiedene Gebirgs-
teile zusammen, wie etwa Dinariden und Alpen in den Südalpen;
3. sie ist prävaristisch, d. h. der ungefaltete Teil ist schon vor der
Gebirgsfaltung in seine heutige Lage gebracht und hat den Fal-
tungsvorgängen gegenüber als starre Masse gewirkt, was Bubnoff
vermutete und was ich durch meine Kartierungen zu beweisen
vermochte.
In der Tat lassen sich die sehr komplizierten Intrusionsvorgänge
nm aus dieser Annahme befriedigend erklären. Ich muß daher etwas
näher darauf eingehen.
Im Gesamtodenwald haben wir eine Folge von vier Intrusionen,
die einer normalen Bröggerschen Intrusionsfolge entsprechen. 1. Gabbro
bzw. Diorit, 2. Hornblendegranit, 3. Hauptgranit, 4. sauren jüngeren
Granit. Nach der Auffassung von Chelius und Klemm müßte diese
Folge im Böllsteiner Odenwald umgekehrt sein, nämlich älterer Granit,
Gabbro, jüngerer Granit, wobei der ältere Granit dem Hauptgranit
zeitlich gleichgestellt wird.
Ich konnte nun zeigen, daß der Gabbro des Böllsteiner Gebietes
zeitlich dem Gabbro des Bergsträßer Odenwaldes gleichsteht, daß mit-
hin der „ältere Böllsteiner Granit“ ein wesentlich älteres Gestein sein
muß, und konnte beweisen, daß es sich um echte alte Gneise handelt
(Ewald, Die Großarchitektur des kristallinen Odenwaldes, Jahresberichte
des oberrheinischen geologischen Vereins 1924).
Aus genaueren Vergleichen der Sedimente, die die Gneise bedecken,
mit denen des Bergsträßer Gebietes wird es sehr wahrscheinlich, daß
die Heraushebung der Gneismasse etwa zur Silur/Devon- Grenze er-
folgte, mithin die Spalte kaledonisches Alter hat, eine Erscheinung,
die in manchen Beobachtungen im Schwarzwald eine Bestätigung
findet.
Auch über die Ausdehnung der Gneismasse bin ich anderer Ansicht
als Bubnoff, der ihr nur eine geringe Größe beimißt, während alle meine
Beobachtungen über die varistischen Bewegungen an der Spalte mit
zwingender Notwendigkeit auf eine sehr viel größere Ausdehnung der
alten Gneismasse hinweisen. Ich nehme eine direkte Verbindung mit
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften