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Ewald, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 9. Abhandlung): Die geodynamischen Erscheinungen des krystallinen Odenwaldes als Beispiel einer geoisostatischen Ausgleichsschwingung — Berlin, Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.43852#0011
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Die geodynamischen Erscheinungen des krystallinen Odenwaldes usw. H

bei allen dynamischen Vorgängen handelt, den Trägheitsgesetzen unter-
worfen sind, andererseits außerordentlich empfindlich auf alle Ano-
malien reagieren.
Wenn wir diese eigentümlichen, scheinbar einander widersprechen-
den, aber naturnotwendig zusammengehörigen Zustände bis in ihre
letzten Konsequenzen zu durchdenken versuchen, so finden wir eine
ganze Reihe von Erscheinungen, die uns das Verständnis von tektoni-
schen, vor allem — und dabei handelt es sich im Odenwald — tiefen-
tektonischen Vorgängen wesentlich erleichtern.
Vor allem wird jede Anomalie im hydrostatischen Druck erst ein
gewisses Maß übersteigen müssen, um eine Entspannung auslösen zu
können. Aber diese Entspannung kann unmöglich restlos eintreten,
sondern muß, wie alle hydrostatischen Gleichgewichtsbewegungen, durch
Übereffekt infolge des Trägheitsmoments in Form‘einer rhythmischen
Schwingung ausklingen. Wir müssen also stets mit einem mehr oder
minder regelmäßigen Wechsel von positiven und negativen Druckphasen
rechnen, ein Umstand, der meines Erachtens bisher bei Beurteilung
geodynamischer Vorgänge viel zu wenig berücksichtigt worden ist.
Verstärkt werden diese Druckveränderungen noch durch die Form
der Erde. Nämlich dadurch, daß die Ausgleichsräume infolge der radialen
Tiefenlage noch in der positiven Druckphase verengt, in der negativen
erweitert werden.
Außerordentlich kompliziert werden diese Verhältnisse noch durch
Erscheinungen, die mit der Erdrotation Zusammenhängen. Wie wir
in der Atmosphäre und in den Ozeanen eine regelmäßige Zirkulation
der Massen beobachten, so müssen auch im Erdinnern, das ja, wie wir
gesehen haben, säkularflüssig ist, derartige Zirkulationsbewegungen statt-
finden. Allerdings können wir sie nicht ganz mit jenen in Parallele
setzen, da die physikalischen Grundbedingungen dafür wesentlich
andere sind.
Schwinner (Vulkanismus und Gebirgsbildung, ein Versuch. Zeit-
schrift für Vulkanologie, Bd. V H. 4) hat versucht, in der plastischen
Zone des Erdkörpers die vulkanischen und tektonischen Vorgänge auf
Bewegungen zurückzuführen, die den Zyklonen und Antizyklonen der
Atmosphäre entsprechen, kann aber dadurch eine ganze Reihe von
tiefentektonischen Phänomenen, die wir tatsächlich beobachten, nicht
befriedigend erklären. Vor allem erklären sich dadurch nicht die häufigen
Umkehrungen in den geodynamischen Bewegungen.
Verschiedene Eigenschaften der säkularflüssigen Zone wirken auf
die Bewegungsart der Zirkulationen modifizierend ein. Erstens ein Be-
streben nach Saigerung, wie es sich ja in der zonaren Anordnung der
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