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Ewald, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 9. Abhandlung): Die geodynamischen Erscheinungen des krystallinen Odenwaldes als Beispiel einer geoisostatischen Ausgleichsschwingung — Berlin, Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.43852#0026
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26

Rudolf Ewald:

Jedenfalls sehen wir am ausgesprochen heißen Kontakt des Haupt-
granites keine Spur von irgendwelchen Wirkungen, die von Gasen her-
rühren könnten.
Betrachten wir nun diese heißen Kontaktwirkungen im einzelnen.
Es ist klar, daß aus der Resorptionszone, des aufschmelzenden Magmas
mit ihren inneren Veränderungen und Assimilationen an das Dach-
gestein, der Übergang zu diesem selbst ein allmählicher sein muß.
So finden wir denn zunächst Imprägnationsgesteine, die eine
innige Mischung von Dachgestein und Magma darstellen. Besonders
schön lassen sich diese Gesteine in dem großen Steinbruch an der „Hohen
Hecke“, östlich von Birkenau beobachten.
In diesem Gestein ist durch thermische Einwirkung das Mineral-
gefüge gelockert gewesen, vielleicht waren auch die einzelnen Mineral-
körner schon angeschmolzen. In die feinen und feinsten Zwischenräum-
chen drang das Magma ein und bei der Erstarrung dieses Gemenges
entstand ein Mischgestein, bei dem eigentlich jedes Mineralkorn Teile
des alten Gesteines und des Magmas enthält.
Das Gestein ist ein echter Migmatit und unter Berücksichtigung-
seiner Mineralzusammensetzung aus Quarz, Feldspat und Biotit und
seiner schiefrigen Struktur einem Migmatitgneis außerordentlich ähnlich.
In seiner Struktur macht sich außerdem eine deutliche Schlierenbildung
und teilweise auch Fältelung bemerkbar. Das ist darauf zurückzuführen,
daß das innige Gemisch von Schiefer und Magma infolge der heißen
Tiefenlage äußerst plastisch sein mußte und daher Umformungen er-
fuhr, die praktisch Diffusionsschlieren gleichzusetzen sind.
Nicht ganz so innig war die Mischung im nächsten Typus der Kon-
taktgesteine, den ich als Infiltrationstypus bezeichnen möchte. Wir
beobachten hier eine völlige Aufblätterung der Schiefergesteine und
eine Erfüllung aller dadurch entstandenen Hohlräume, wobei es eben-
falls noch zu plastischen Umformungen der Gesamtmasse kam. Am
besten lassen sich diese Gesteine studieren in dem alten Steinbruch
unter dem Mackenheimer Bahnviadukt und am Storrbuckel bei Wald-
michelbach.
Nach der Raumbildung des Hauptgranites, die in die äquatorial-
gerichtete Anfangsphase des aufsteigenden Schwingungsteiles fällt, geht
diese Schwingung in die rein aufsteigende und schließlich, da der Einfluß
der Zirkulation immer stärker wird, in die polwärts aufsteigende Be-
wegung über.
Wir sehen nämlich, daß mit der Aufstiegsbewegung längs der Spalten
eine starke Zertrümmerung verbunden ist, die darauf deutet, daß in
Richtung des Parallelkreises eine starke tangential wirkende Druckkraft
 
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