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Ewald, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 9. Abhandlung): Die geodynamischen Erscheinungen des krystallinen Odenwaldes als Beispiel einer geoisostatischen Ausgleichsschwingung — Berlin, Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.43852#0028
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28

Rudolf Ewald:

Aber noch wesentlich weiter im Norden, von Niederkainsbach über
Brensbach nach Hippelsbach lassen sich ähnliche Gesteine erkennen,
und die Beobachtung lehrt, daß es sich um das gleiche Phänomen handelt.
Auffallend ist es, daß diese ,,Schiefergesteine“ nicht im varistischen.
Streichen liegen, sondern in ihrer Streichrichtung den großen Spalten-
folgen: Im Norden der Otzbergspalte, südlich von Unterostern der Oster-
spalte. Diese Gesteine bilden eine lange Zone von etwa 30 km Länge
in durchschnittlich 1—2 km Breite. Nur bei Fränkisch-Crumbach be-
trägt die Breite etwas über 3 km.
Untersuchen wir diese Gesteine genauer, so finden wir trotz der
äußersten Verschiedenheit im einzelnen doch einige gemeinsame Züge.
Wir finden nämlich, daß vor allem in allen hierher gehörenden Gesteinen
der Quarz stets zertrümmert ist, was sich auf der Verwitterungsfläche
in einer eigenartigen narbigen Beschaffenheit schon deutlich zu erkennen
gibt und was natürlich vor allem im ririkroskopischen Bild scharf hervor-
tritt. Aber auch alle anderen Mineralien zeigen diese Zerdrückung mehr
oder minder deutlich, nur daß hier je nach der Ausbildung von Clivage-
flächen der Kristallzusammenhang mehr gewahrt blieb. Aber selbst
die scheinbar unzerstörten Feldspäte zeigen an ihrer äußeren Begrenzung,,
daß sie ihre Form völlig verändert haben.
Wir haben es hier also mit einer Zermalmung eines ganzen Ge-
steinskomplexes zu tun, mit einer Mylonitisierung im großen.
Vielfach finden wir noch fast unveränderte Partien der ehemaligen
Gesteine, nämlich vor allem Hauptgranit mit seinen infiltrierten und
injizierten Dachgesteinen, außerdem Amphibolite und andere meta-
morphene Sedimente. Basische Intrusivgesteine finden sich kaum, da
diese infolge der Schleppung nicht bis an die Otzbergspalte heran-
reichten. Wo sich doch in gepreßten Schollen Dioiit findet, wie bei
Rohrbach (südöstlich von Bockenrod), so zeigt er sich am wenigsten
verändert, was wohl mit seiner Textur und seiner außerordentlichen
Zähigkeit zusammenhängt.
Von diesen fast unveränderten Gesteinen, die aber auch die zer-
preßten Quarze und die in ihrer Form beeinträchtigten Feldspäte er-
kennen lassen, finden wir eine schön geschlossene Reihe bis zur äußersten
Zermalmung.
Zunächst Granite, die stark flasrig geworden sind und dadurch
Augengneise vortäuschen. Sie sind aber immer an ihrer Textur von
echten Augengneisen zu unterscheiden, da die hellen Flasern durch
die Zerdrückung eine verschwommene Struktur angenommen haben,
die gegen die scharfe, klare Quarz-Feldspattextur des echten Gneises
scharf kontrastiert (gneisartige Mylonite, Auswalzungsmylonite).
 
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