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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 23. Abhandlung): Über die Rhythmik in der Entwicklung der Pflanzen — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37466#0004
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Georg Klebs:

den Monaten Februar, März trockne Hitze, April Mai feuchte
Hitze vorwaitet, während in den übrigen acht Monaten reich-
licher Regenfall erfolgt. Nach den gründlichen Untersuchungen
von WRiGHT (1905, S. 463) sind von 650 einheimischen Baum-
arten 560 immergrün; die laubabwerfenden sind auf 14o/o re-
duziert. In Java sinkt die Zahl noch weiter, da nach den lang-
jährigen Forschungen von KooRDERS (1908) unter 1200 ein-
heimischen Baumarten nur noch 65 (also 5 o/o) laubabwerfend
sind. Diese 65 Spezies finden sich dabei fast ausschließlich
in den niederen Regionen von Ost- und Mitteljava, wo eine deut-
liche Trockenzeit im Sommer herrscht. Die Baumvegetation von
Westjava (ohne ausgesprochene Trockenzeit) setzt sich wesent-
lich nur aus immergrünen Pflanzen zusammen. Diese Tatsachen
weisen deutlich genug darauf hin, daß der Laubabfall der
Bäume in engstem Zusammenhang mit der Beschaffenheit des
Klimas steht.
Merkwürdigerweise wurde dieser Zusammenhang bezweifelt
auf Grund von Beobachtungen in den Tropen, besonders in dem
botanischen Garten von Buitenzorg (Westjava). Der frühere
Direktor, der ausgezeichnete Forscher TREUE (1887), machte
zum ersten Male auf das Verhalten tropischer Bäume aufmerk-
sam, die trotz des gleichmäßigen Klimas einen Wechsel von
Ruhe und Wachstum zeigen. Solche Gewächse schienen eine
Periodizität aus rein inneren Gründen zu besitzen. Diese Auf-
fassung wurde auch durch IlABERLANDT (1893, S. 121) lebhaft
unterstützt und auf die Pflanzen der temperierten Zonen über-
tragen. Er spricht den Satz aus: ,,Nur solche Holzgewächse,
welche von vornherein eine solche Periodizität aufweisen, konnten
sich in unserem Klima dauernd erhalten." Am ausführlichsten
hat sich ScHiMPER in seinem berühmten Werk über die Pflanzen-
geographie (1898) mit dem Problem beschäftigt. Er kommt zu
dem allgemeinen Resultat (S. 262), daß das Pflanzenleben sich
in einem notwendigen Rhythmus von Ruhe und Bewegung voll-
ziehe, der im Wesen des Organismus und nicht in den äußeren
Bedingungen begründet sei. ScHiMPER beruft sich auf folgende
Erscheinungen des Tropenlebens:
1. In dem immer feuchte]! Tropengebiet finden sich Holz-
gewächse, die ohne jede Beziehung zur Jahreszeit in größeren
oder geringeren Intervallen ihr Laub abwerfen.
2. Die einzelnen Individuen der gleichen Baumspezies können
 
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