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Lieske, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 3. Abhandlung): Serologische Studien mit einzelligen Grünalgen — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34598#0004
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4 (B. 3)

R. LiESKE:

wollten. Die serologischen Untersuchungen stellen in der Botanik
noch ein äußerst aussichtsreiches Arbeitsfeld dar, das durchaus
nicht nur auf systematischem Gebiete interessante und sichere
Erfolge verspricht.
Als Beitrag zur Förderung der botanischen Serologie gedenke
ich in nächster Zeit einige Untersuchungen mit bisher wenig bear-
beiteten Objekten zu veröffentlichen. Daß diese Untersuchungen
nicht immer praktisch verwertbare Resultate ergeben werden, ist
von vornherein selbstverständlich. Es gilt eben erst für einzelne
Fälle zu prüfen, welche von den medizinischen Methoden für die
Botanik anwendbar sind und inwiefern dieselben abgeändert wer-
den müssen, um die Grundlagen für eine botanische Serologie
bilden zu können. Als erste dieser Arbeiten seien im folgenden
Versuche mit einzelligen Grünalgen beschrieben.
Der Gegenstand hat zunächst rein wissenschaftliches Interesse.
Es fragt sich, ob die niederen Algen, die sowohl morphologisch als
ernährungsphysiologisch den Bakterien in vieler Beziehung recht
nahestehen, dieselben serologischen Reaktionen geben wie diese.
Die meisten niederen Grünalgen können sich bekanntlich sowohl
rein heterotroph ernähren, wie die gewöhnlichen Bakterien und
Pilze, als auch rein autotroph durch Assimilation von Kohlensäure
im Lichte. Es wäre interessant festzustellen, ob diese gänzlich ver-
schiedene Ernährungsweise eine serologisch nachweisbare Verän-
derung des Zellplasmas bedingt. — Von großer praktischer Wich-
tigkeit könnten die Untersuchungen dadurch werden, daß man
vielleicht mit Hilfe serologischer Methoden verschiedene Wachs-
tumsformen einer Art als identisch erkennen könnte. Daß eine
große Anzahl von Algen, die in unseren Bestimmungsbüchern als
verschiedene Arten angeführt sind, nur Wachstumsformen derselben
Art sind, wird kein Botaniker, der sich einmal näher mit dem Stu-
dium niederer Formen beschäftigt hat, bezweifeln. Wichtig wäre
auch die Erkennung der Zugehörigkeit von Schwärmern und
Dauerformen zu bestimmten Arten. Die Ausführung serologischer
Algenstudien ist jedenfalls in vieler Hinsicht eine vielversprechende
Aufgabe.
 
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