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Lieske, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 3. Abhandlung): Serologische Studien mit einzelligen Grünalgen — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34598#0043
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Serologische Studien mit einzelligen Grünalgen. (B. 3) 43

Die in vorstehender Arbeit beschriebenen Untersuchungen
haben ergeben, daß die gebräuchlichsten serologischen Methoden
sich für Algenuntersuchungen gut eignen. Daß die Serologie ein
wichtiges Hilfsmittel der modernen Algenforschung werden kann,
unterliegt somit keinem Zweifel, man darf sich aber auch über
ihre Anwendbarkeit keinen übertriebenen Hoffnungen hingeben.
Eine wesentliche Beschränkung der Anwendbarkeit liegt schon
darin, daß es notwendig oder mindestens wünschenswert ist, für
die Herstellung der Immunsera absolute Reinkulturen zu verwen-
den. Artreines oder annähernd artreines Rohmaterial könnte in
abgetötetem Zustande zur Not auch zur Immunisierung verwendet
werden, doch sind Reinkulturen natürlich in allen Fällen vorzu-
ziehen und zur Erlangung einwandfreier Resultate notwendig.
Die Herstellung von Algenreinkulturen bereitet bei einiger Übung
durchaus keine besonderen Schwierigkeiten. Mir gelang es in
verhältnismäßig kurzer Zeit von allen 15 für vorstehend beschrie-
bene Untersuchungen angewendeten Algenarten Reinkulturen her-
zustellen. Zur Agglutination oder als Antigen bei der Komplement-
bindung ist es weniger wichtig, Reinkulturen anzuwenden. Geeig-
netes Rohmaterial kann hierbei auch brauchbare Resultate er-
geben, was die Anwendungsmöglichkeiten serologischer Unter-
suchungen natürlich wesentlich erweitert.
Die Untersuchungen vorliegender Arbeit dienten in erster
Linie zur Prüfung der serologischen Methoden auf ihre Brauchbar-
keit für Algenuntersuchungen. Ausführlichere systematische For-
schungen wurden zunächst nicht angestellt. Die Hauptobjekte,
mit denen die Untersuchungen durchgeführt wurden, waren unter
anderen Chlorella vulgaris und Stichococcus bacillaris. Mit diesen
beiden Algen wurden so viele und zahlreich variierte Untersuchun-
gen ausgeführt, daß die mit ihnen erhaltenen Resultate als einwand-
frei angesehen werden können.
Über die systematische Stellung von Stichococcus bacillaris
sind wie bei so vielen anderen Arten recht verschiedene Ansichten
verbreitet. Stichococcus bacillaris wächst leicht zu langen Fäden
aus, die z. B. mit manchen Ulothrix-Arten eine große Ähnlichkeit
besitzen. Die meisten Forscher stellen Stichococcus daher in die
Gruppe der Ulothrichaceae. Andere, z. B. Migula, halten Sticho-
coccus bacillaris für eine Scenedesmacee. Wir haben hier ein
Beispiel dafür, wie unsicher und ganz auf persönliche Vermutungen
 
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