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Domaszewski, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 13. Abhandlung): Die Personennamen bei den Scriptores historiae Augustae — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37675#0110
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110

A. von Domaszewski:

Victor sowie der Scriptores historiae Augustae gewesen sein soll,
war in Wahrheit die schlechte Übersetzung einer verdorbenen
griechischen Chronik. Sie ist kein Beweis für den Tiefstand der
Bildung in Rom zur Zeit Diocletians, wohl aber ein Beweis für
die Roheit der amtlichen Kreise, in dem zur Provinzialstadt herab-
gesunkenen Born zur Zeit des Valens. Damals haben sich auch die
höchsten Beamten des Reiches, nach ihrer Stellung Künstler der
lateinischen Rede, nicht entblöclet, ein solches Machwerk in ihre
eigene Sprachform umzugießen. Vollberechtigt ist das bittere
Urteil des Ammianus Marcellinus, der diese Büchlein las, über
das geistige Leben der Hauptstadt der Welt.
Aber die wahrhaft gebildeten Kreise der alten Aristokratie
Roms haben sich aufgelehnt gegen Ammianus eigene Darstellung
der Kaisergeschichte in ihrem verkünstelten, halb griechischen
Latein und gewiß auch gegen seine Darstellung der Zeitereignisse.
Denn das Buch des Virius Nicomaehus Flavianus1, cler die älteren
Ges< hichtswerke des Übersetzers und seines Fortsetzers neu heraus-
gab und bis auf seine Zeit herabführte, ist eine Antwort auf die
Geschichte des Ammianus Marcellinus. Wenn nun von diesem
Buche nur ein dürftiger Auszug in der Epitome erhalten ist, Am-
mianus Marcellinus dagegen wenigstens in der zweiten Hälfte vor
dem Untergang bewahrt blieb, so dankt er dies seiner ausführlichen
Erzählung über Iulianus, den Apostaten, an dem die Leser späterer
Zeit, heidnische wie christliche, vor allem Anteil nahmen. Denn
Ammianus’ Darstellung leidet doch bei aller Künstelei der Form
an einem abstoßenden Mangel an Gestaltungskraft. Den Zeit-
genossen konnte der Reichtum an Inhalt keinen Ersatz bieten,
da sie die schriftlichen Quellen, denen Ammianus überall folgt,
selbst noch lasen.

VI. Eustathius.
Eusebius ist schon in der Zeit des Euagrius durch eine Um-
schrift in das gemeine Griechisch1 verdrängt worden, die Peter
Patricius2 verfertigte. In dieser Form hat er weiter gelebt bis auf
Zonaras und die Excerpte des Constantinus Porphvrogenetus3.
1 S. 23.
2 Krumbacher, Byz. Lit. 208.
3 Der Eusebius war bereits verloren. Vgl. die bewegliche Klage über
den Untergang der alten Literatur Excerpta Historica 4, 71.
 
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