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Driesch, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 18. Abhandlung): Logische Studien über Entwicklung, 2 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37695#0005
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Logische Studien über Entwicklung.

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I. Wiederholungen aus Teil I dieser Studien.
Entwicklung heiße, im allgemeinsten, in gewissem Sinne vor-
läufigen Wortsinne, das Mannigfaltiger werden eines als das-
selbe bestehenden Systemes von als empirisch wirklich gemeinten
Letztheiten, also von Urdingen.
Von Entwicklung in diesem Sinne gibt es vier mögliche Formen:
a) Ein System entwickelt sich kumulativ, d. h. durch bloße
Hinzufügung von Mannigfaltigkeit von außen her.
b) Ein System entwickelt sich evolutiv - maschinel per se,
d. h. es geht aus dem Zustand A in den mannigfaltigeren ZustandB
über lediglich durch die Potenzen (,,Kräfte"') der eigenen Kon-
stituenten. Woher diese Potenzen kommen, wird nicht gefragt.
Der Lagezustand der Konstituenten in Zustand A kann geradezu
homogen gedacht werden; ihr Lagezustand in B kann sehr hetero-
gen sein. Die Kräfteyerteilung in A war aber selbstredend nicht
homogen. Das System in Zustand A ist hier selbst die
Evolutionsmaschine.
c) Ein System entwickelt sich evolutiv-maschinel per aliucl,
d. h. die A-Verteilung der Elemente geht in die B-Verteilung über
nicht auf Grund ihrer eigenen Kräfte, sondern auf Grund der
Kräfte anderer Elemente des Systems, welche also Entwicklung
bewirken ohne sich selbst am Entwickeln zu beteiligen. Das
System in Zustand A ist hier nicht selbst die Entwick-
lungsmaschine; neben ihm ist eine Entwicklungsmaschine da.
Oder, strenger gesprochen: Das Totalsystem A zerfällt hier in das
die Entwicklung bewirkende Partialsystem A1, 'welches eine aktive
Maschine ist, und in das Partialsystem A2, welches passiv und
keine Maschine ist. A2 entwickelt sich auf Grund des Wirkens
von A1 zu B. A1 drückt hier dem A2 einen Mannigfaltigkeitsgrad
auf, so daß A2 zu B wird, wobei B dem A1 an Mannigfaltigkeits-
grad dann gleich ist.
d) Ein System entwickelt sich evolutiv-nichtmaschinel, d. h.
es ist weder das in B übergehende A seihst eine Maschine als
Ganzes, noch in A ein Partialsystem A1 vorhanden, welches eine
Maschine wäre. Unraumhafte immaterielle Agentien, Entelechien,
sind am Werke, um A in B überzuführen1. Wir sagen daher auch
statt „evohitiv-nicht maschinel“ evolutiv-entelechial.
1 Wir betonen aus den Ergebnissen des Teil I dieser Logischen Studien
noch einmal besonders das Folgende (a. a. O. S. 9): im eigentlichen Sinne
 
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