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Driesch, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 18. Abhandlung): Logische Studien über Entwicklung, 2 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37695#0063
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Logische Studien über Entwicklung.

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Satz 6.
Wir kennen Wirkungen von Kontrollen aber trotzdem nur
in materieller Kontinuität, d. h. so, daß kontrollierte Systeme von
kontrolliert gewesenen als deren Teile herstammen (,,Fortpflan-
zung“). Wir wissen nicht, ob Kontrollen bisher völlig unkontrolliert
Gewesenes in einem bestimmten Zeitpunkt vollkommen neu ergrei-
fen können („Urzeugung“).
Satz 7.
Über die Seinsart und das Sosehr nicht kontrollierender Kon-
trollen ist nichts gewußt und ist sogar grundsätzlich nichts wißbar,
da hier die „anschaulichen“ Data fehlen1. Was Tod mit Rücksicht
auf Entelechie und ihr psychisches Korrelat (Satz 3) heißt, wissen
wir daher nicht; nur gewisse Vermutungen sind möglich2. Über
das, was Tod als materielles Phänomen bedeuten möge, ist oben
(S. 21 f.) geredet worden.

Satz 8.
Soviel wir wissen, steht eine Kontrolle nur durch Vermittlung
des Kontrollierten, also der Materie, und zwar der Materie von
„Leibern“, mit der dinghaften Welt in Verbindung, sowohl tätig
wie leidend („Willenshandlung“ und „Wahrnehmung“ bei Psycho-
iden).
Sätze 9.
Soviel wir wissen, steht eine Kontrolle, welche in diesem Falle
stets ein Psychoid ist, nur durch Vermittlung zweier Kontrollier-
ter, eines tätigen und eines leidenden, mit einer anderen Kontrolle
in Beziehung (Mitteilung zwischen physiologischen Wesen).
Vielleicht gibt es Überkontrollen für viele Einzelkontrollen
(Probleme der Phylogenie und der Geschichte).
Wäre „Telepathie“ erwiesen, so würde es sich wohl um un-
mittelbare Beziehungen zwischen zwei Einzelkontrollen handeln;
vielleicht wären diese aber gar nicht „einzelne“ Kontrollen im
strengen Sinne, sondern Teile einer Überkontrolle.

1 Siehe oben S. 17, Vorbemerkung 2 a.
2 Wirklichkeitslehre S. 293 f.
 
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