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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 7. Abhandlung): Agatharchidea — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37684#0020
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20

Otto Immisch:

die Agatharchidesstelle1 ansehen, aus welcher die von Diodor
benutzte Doxographie oder — nach Leopoldi 20ff. — Diodor
selbst schöpft. Agatharchides bei Diodor berief sich wegen des
Augenscheins auf das Zeugnis der Eingeborenen, der Ano-
nymus nach Aristoteles auf einen Sendling Alexanders. Die
Eingeborenen freilich müssen wir uns gleichfalls von Forschungs-
reisenden ausgefragt denken, wie sie die Ptolemäerzeit südwärts
entsendet hat. Der Anonymus, welcher ja exzerpiert vorliegt
und ohne Gewähr für den Wortlaut im einzelnen, wäre also mit
dem Bericht Diodors über Agatharchides dann zu vereinigen,
wenn auch bei ihm ursprünglich im Anschluß an die Sendung
Alexanders die ptolemäischen Erkundungsfahrten gleichfalls vor-
kamen. Denn daß sich beide Autopsiezeugnisse nicht gegenseitig
ausschließen, zeigt u. a. Strabo 17, 789 (nach Eratosthenes; vgl.
Procl. in Tim. 1 S. 121 Diehl und Corssen a. a. 0. 24ff.): τοΰτο
δ’ υπήρξε μάλιστα (also μάλιστα, nicht mehr!) δήλον τοΐς
πλέουσι τον Άράβιον κόλπον .... και τοΐς έκπεμπομένοις επί την
των ελεφάντων Τήραν κτλ. Eben dieses μάλιστα erklärt, warum in
den späteren Berichten der Alexandersendling verschwinden
konnte. Schon Agatharchides wird alsdann, dem Charakter
seines Werkes entsprechend, auf die ausführliche Eingeborenen-
befragung der Ptolemäerzeit das Hauptgewicht gelegt haben,
und dementsprechend erklärt sich die Haltung des über
Agatharchides referierenden Diodor.
Diese vorausgesetzte Tatsache aber, daß bei unserem Ano-
nymus beides stand, trifft wirklich zu. Nur steht das kümmerliche
Exzerpt über die späteren Erkundungen der Ptolemäer im heu-
tigen Photiustext nicht mehr am Schluß von Cod. 249, sondern
abgesprengt davon zu Beginn von Cod. 250. Wie fragwürdig das
trennende Bubrum ist, sahen wir schon. Die Hauptsache aber ist,
es kann auch nicht der geringste Zweifel daran bestehen, daß die
wirkliche αρχή des ersten Agatharchiclesbuches nicht schon hier,
sondern erst jenseits dieser Eingangsnotizen liegt, bei der darauf
folgenden Ekloge (441 b 31): ότι την ΈρυΤράν Τάλατταν τό όνομα
έλκύσαι φησίν κτλ. Denn mit der Erklärung seines Namens
begann natürlich die eigentliche Darstellung des Rotenmeergebietes.
Die vorangehende Ekloge (441 b 21) ότι Πτολεμαίον φησι τον

1 458a 10, wo eine Gegend mit Sommerregen erwähnt wird, konnte
kaum Anlaß zu einem Exkurse geben; vgl. Diodor 3, 45, 6.
 
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