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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 7. Abhandlung): Agatharchidea — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37684#0038
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38.

Otto Immisch:

die Neigung hatten, eigene wissenschaftliche Bestrebungen dem
Stifter zuzuschreiben, ist unser Unbekannter, wie sich zeigen
wird, fühlbar und an wichtigen Stellen beeinflußt, ähnlich wie vor
ihm ein viel größerer bei verwandter Richtung des Geistes und
der Forschung, Eratosthenes, in seinem Platonikos und Hermes.
Für den Anonymus tritt offenbar an die Stelle des 9. Pythagoreers
Plato dessen Schule nach Bedarf ohne weiteres gleichberechtigt
ein, sowie auch sein Aristotelismus statt des 10. Pythagoreers
Aristoteles weitherzig nacharistotelische Fortbildungen der aristote-
lischen Lehre mitumfaßt.
Rein äußerlich ist es zunächst die so früh schon versuchte
Harmonistik von Pythagoreismus, Akademie und Lyzeum, die
unser Stück, wenn Datierung und Zuweisung sich bewähren, zu
einer philosophiegeschichtlich nicht ganz gleichgültigen Urkunde
macht. Bedeutsam ist schon der Umstand, daß diese Harmonistik
sich eben nur auf die genannten drei Schulen beschränkt, daß vor
allen Dingen, wie sich zeigen wird, die Stoa nirgends zum
Verständnis herangezogen werden muß. Sie wird nicht
nur ignoriert, sondern wir dürfen im Hinblick auf die spätere
neupythagoreische Literatur sagen, sie wird noch ignoriert. Eben
dies ist eines der Merkmale, die unseren Verfasser sehr bestimmt
von jener Literatur trennen1, unter deren Voraussetzungen und
Vorstufen seine Geistesart doch anderseits mitzählt. Ein zweiter
Unterschied besteht darin, daß es sich hier um keinerlei Fälschung
handelt. Diese Harmonistik spielt auf Grund einer philosophie-
geschichtlichen (gleichviel wie unberechtigten) Überzeugung von
bestimmt angegebenen Schulzusammenhängen ein ganz offenes
Spiel. Sie wird z. B. die Zusammengehörigkeit von Akademie und
Lyzeum vermutlich ähnlich begründet haben, wie später Antiochus2 *.
Ganz fern liegt noch das Bestreben, durch ein heimliches Zu-
1 Deutlich ist besonders der Unterschied von der sonst mehrfach ähn-
lichen Vorlage des Alexander Polyhistor bei Diog. 8, 25 ff.; vgl. Zeller 34, 2,
88f. und 119.
2 Gic. Ac. post. 1,17 und später die neupl. Prolegomena der Aristoteles-
exegese; vgl. Philol. 65, 1906, 3ff. Dieser Standpunkt hindert keineswegs,
in Einzelheiten Unterschiede zwischen Plato und Aristoteles festzustellen,
wie es hier 439b 20 geschieht: τήν άπλανή σφαίραν, έν fj έστιν δ τε πρώτος
Αεδς και ο'ι νοητοί ·9-εοί, ώς Άριστοτέλει δοκεΐ, κατά δέ Πλάτωνα αί ίδέαι.
Doch ist der Vortritt des Aristoteles für den Peripatetiker bezeichnend. -—-
Zu beachten ist auch, wie dieser mit der traditionellen Vorsicht seiner Schule
öfter nicht ‘Pythagoras’ für Einzellehren anführt, sondern οί άπό Πυ-9-α-
 
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