Metadaten

Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 7. Abhandlung): Agatharchidea — Heidelberg, 1919

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37684#0046
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
46

Otto Immisch:

Zu beachten ist in Photius’ Wortlaut das betonte του πρεσ-
βυτέρου bei Άρχύτου und μαθητής γενόμενος von Plato. Es soll
ersichtlich die umgekehrte Meinung über das Verhältnis der bei-
den abgewiesen werden, die uns in der Tat begegnet, und zwar
schon im vierten Jahrhundert1, im ps. demosthenischen Eroticus 46:
έν αρχή καταφρονούμενος εκ του Πλάτωνι πλησιάσαι τοσαύτην έλαβεν
έπίδοσιν, später auch in dem gefälschten Brief zu Eratosthenes’
Gedicht über das delische Problem, wo Archytas nebst Eudoxus
unter den παρά τω Πλάτωνι έν Ακαδημία γεωμέτραι begegnet (Euto-
cius in Heibergs Archimedes 3, 90). Die vom Anonymus vertretene2 *
umgekehrte Ausdeutung der Freundschaftsbeziehung zwischen Plato
und Archytas ist die gleiche, die später auch die eklektische Aka-
demie vertritt, für uns zuerst durch Cicero: de rep. 1, 16; vgk
de fin. 5, 87, Cat. mai. 41 (über spätere Zeller a. a. 0. 293). Man
darf wohl schließen: in der Spätzeit des Eklektizismus, wo die
Schülerschaft Platos die allgemeine Annahme war, wäre die
Ablehnung (denn eine solche läßt selbst das Exzerpt erkennen) der
vereinzelt in älterer Zeit ausgesprochenen Ansicht kaum hervor-
getreten. Auch darin hegt ein Hinweis auf des Verfassers Zeit.
Noch bleibt ein Wort zu sagen über den Unterschied unseres
Anonymus von der ,,westlichen“ Reihe des Heraclides (Lembus,.
wie ich glaube), die nach IJseners Mitteilung (Kl. Sehr. 3, 50) so
lautete: Πυθαγόρειος Έμπεδόκλειος Ηρακλείτειος Ελεατική Δημο-
κρίτειος Πρωταγόρειος Πυρρωνεία Ακαδημαϊκή Περιπατητική Στωική
Επικούρειος. So sehr hier gegen Sotion, dessen Systematik den-
noch zugrunde liegt, allerlei Sonderabsichten im Spiel sind (vgh
Rohde, Kl. Sehr. 2, 233), so hat Rohde doch mit Recht betont,
daß jedenfalls für Heraclides ganz wie für unseren präsumtiven
Agatharchides ein Hauptmotiv war, „den pythagoreischen
Einfluß möglichst weit wirksam zu denken“. Freilich ist seine
Gruppierung viel umfassender. Er zieht gleichsam auch alle
weiteren Wellenkreise in Betracht, die seiner Meinung nach
von Pythagoras ausgehen, unser Verfasser hält sich an das,
was ihm die unmittelbarste und nächste Abfolge an Wir-
kungen scheint. Er verfolgt eine geschlossenere pythagoreische
Entwicklungsreihe. Wesentlich ist aber, daß beide, Heraclides
wie sein γνώριμος, Akademie und Peripatos von der bei Idera-
1 Vgl. Wendland, Anaximenes v. Lamps. 71 ff.
2 Ob schon im Hinblick auf platonisch und aristotelisch beeinflußte
Ps. Archytea? Vgl. Zeller l5, 1, 294.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften