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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 7. Abhandlung): Agatharchidea — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37684#0048
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48

Otto Immisch:

entspricht aristotelischer Wissenschaftslehre. Zur Metaphysik, die
schon Aristoteles durch Namen wie πρώτη φιλοσοφία oder auch
θεολογία zu höherer Würde erhebt1, ist natürlich die -θεωρία
der σεβαστικοί zu stellen. Die Funktion des θεωρεΐν, als Gegen-
satz zu πράττειν und ποιεΐν, schließt außerdem auch die Naturphilo-
sophie ein, so daß es wohl erklärlich ist, daß unser Text keine
besonderen φυσικοί unterscheidet. Anderseits ist das ganze Gebiet
des πράττειν, die ethisch-politische Gesamtwissenschaft (hier πολιτι-
κοί) auch bei Aristoteles zusammengefaßt (ή περί τάάνθρώπινα φιλοσοφία
Eth. N. 1181 b 15). Aristotelisch endlich ist es, wenn die Mathe-
matik (und hier ist von μαθήματα in diesem engeren Sinne die
Rede) von der Philosophie getrennt erscheint; vgl. Goedecre-
me yer 128 f. und Jäger, Studien zur Entstehungsfesch, d. Meta-
pliys. des Aristot. 74.
Die zweite Einteilung in Πυθαγορικοί Πυθαγόρειοι Πυθα-
γορισταί ist bemerkenswert wegen des Auseinanderhaltens von
Πυθαγορικοί und Πυθαγόρειοι. In den Theocritscholien steht
(295, 15 ff. W. vgl. mit 296, 8 ff.) noch eine zweite Doktrin, wonach
nur zwischen Πυθαγορικός und Πυθαγοριστής unterschieden wird,
entsprechend der Tatsache, daß wir in der Kaiserzeit Πυθαγόρειος
ganz zurücktreten sehen. Als das Kennzeichen des Pythagoristen
wird dabei entweder die Askese bezeichnet oder aber von anderen
die Hinneigung zum pythagoreischen Dogma ohne wirkliche
Schulangehörigkeit und demnach auch mit Abweichungen vom
Dogma, also sozusagen das Halbpvthagoreertum, während unser
Anonymus beide Merkmale vereint dem Pythagoristen zuschreibt,
das erste allerdings nur, wie es nach dem Exzerpt scheint, mit
άπείχοντο δέ έμψύχων κτλ. (ohne eine αυχμηρά δίαιτα überhaupt
anzunehmen), das zweite mit den Worten άλλως έ'ξωθεν ζηλωταί
(4 vgl. im Schob 6 τά του Πυθαγόρου ποθών 296, 10 W. und τούς
άποδεχομένους τά Πυθαγόρου, μή όντας δέ τής εκείνου δόξης
295, 18 W.). In dieser Weise unterscheidet auch Jamblich (80)
die Pythagoristen als bloße ζηλωταί von den γνήσιοι, die er frei-
lich Πυθαγόρειοι nennt; daß aber seine Tradition gleichfalls da-
für schon Πυθαγορικοί hatte, sieht man aus dem von Jamblich
unbedachtsam mit übernommenen Vergleich des Namenpaares mit
dem Wortpaar Αττικός und Αττικιστής. — Unter den Voll-
pythagoreern wieder Schüler (Πυθαγορικοί) und Enkelschüler
1 Vgl. jetzt auch Goedeckemeyer, Die Gliederung der arist. Philos. 58ff.
 
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