Metadaten

Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 7. Abhandlung): Agatharchidea — Heidelberg, 1919

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37684#0053
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Agatharchidea.

53

innen vertreten (608 Hercher). Bei unserem Verfasser fehlt Ari-
gnote ebenso wie Damo, die der zur Beglaubigung des ιερός λόγος
gefälschte Lysisbrief als treue Verwalterin der pythagoreischen
Schriften rühmte (Diog. 8, 42; Jambl. 146). Das Merkwürdigste
ist der noch verbleibende, wieder eine Besonderheit unseres Be-
richtes darstellende, von Bentley aus Σάρα richtig verbesserte1
Tochtername ΑΙσάρα. Er begegnet wieder in der neupythagoreischen
Schriftstellerei: Αίσάρας Πυθαγορείου Λευκανάς περί άνθρώπου
φύσιος, woraus ein Stück, durch seine platonische Psychologie
genügend gekennzeichnet, bei Stobäus steht (ecl. 1, 49, 27 S. 355W).
Stünde unser Verfasser schon unter dem Einflüsse dieses Buches
und damit der Neupythagoreertradition überhaupt, so wäre un-
verständlich, warum er die im Titel nur als lukanische Pvthago-
reerin bezeichnete Frau schlankweg zur Pythagorastochter ge-
macht haben sollte. Dem Buche lag aber ersichtlich eine ältere
Tradition voraus, innerhalb deren auch diese philosophische
Frauengestalt zwischen μαΕήτρι,α und Ευγάτηρ schwankte.
9.
§ 4—6. — Es beginnt nunmehr die pythagoreische Lehre,
voran steht wie billig die metaphysische Zahlenspekulation. Sie
war in der alten Akademie geradezu an die Stelle der Ideenlehre
getreten, welche nach Alcimus aus pythagoreischer Quelle (Epi-
charm) herstammen sollte.
Zusammen gehören zunächst § 4 und § 6, der ethisch-religiöse
Zwischensatz § 5 wird sich alsbald, auch seiner Stellung nach,
aufklären. Einstweilen bleibt er unberücksichtigt. Für die Zahlen-
lehre selbst2 * dürfen wir die förderliche Ergänzung Zellers (l5,
t, 344ff.) durch Schmekel zugrunde legen, d. Philos. d. mittl.
Stoa 430 ff. Es ist ihm gelungen, gestützt auf den Bericht bei
Sextus adv. phvs. 2, 258—284, der 281 ff. von seinem Hauptbericht
1 Verderbt auch im Pinax Stobaei bei Phot. 114 a 26 zu Αϊσαρος (statt
Αίσάρας. Heeren wollte ohne Not Άρέσα).
2 Die Beschränkung auf die Zahlen bis zehn {6 άριΟ-μός συμπληροΰται
τοΐς δέκα 439 a 5) stellt unseren Verfasser zu Philolaus (Fr. 11 D.), einer Archy-
tas’ Namen tragenden Schrift περί της δεκάδος (Diels VS l2, 2, 263; Schulte
Archytae qui ferebantur de notionibus universalibus et de oppositis libello-
rum reliquiae, Diss. Marb. 1908, 12 f.) und einer bestimmten, auch Aristoteles
bekannten Gruppe von Platonikern; vgl. Zeller 24, 1, 1033. ■—- Über die
μονάς als Maß vgl. Schot Eucl. 5, 415 Heib. (mit Eva Sachs a. a. 0. 145).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften