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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 7. Abhandlung): Agatharchidea — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37684#0056
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56

Otto Immisch:

gehen sämtlich auf die Akademiker und Plato, wie Zellek l5,
1, 367 mit Recht bemerkt, und werden nur von den Kommen-
tatoren mehrfach auf die Pythagoreer bezogen. Wenn unser Text
das in seiner Weise gleichfalls tut, so sieht man nur, wie' alt diese
Deutung ist. Unter dem Einfluß der pythagorisierenden Platoniker1
vertrat sie tatsächlich schon Theophrast; vgl. Metaph. 33: Πλάτων
δέ καί οί Πυ-Εαγόρειοί, . . . καΤάπερ άντίΤεσίν τινα ποιουσι τής
άορίστου δυάδος καί του ενός.
Gleich wichtig für uns ist hierbei, wie Theophrast fortfährt,
den Dualismus dieser Richtung zu schildern (der gegenüber es
uns nicht wie Zeller darauf ankommen kann, das Verkehrte
oder auch nur das nicht Altpythagoreische der Lehren klarzu-
stellen). Wie aus Sextus a. a. 0. 277 hervorgeht, ist für unser vor-
posidonisches (altakademisches und peripatetisches) Pythagoreer-
tum die Monas zugleich Vertreterin του δρώντος αιτίου, die Dyas
Vertreterin τής πασχούσης ύλης. Das führt dann im Gegensatz
zur stoischen Immanenzlehre zur Transszendenz der πρώτη μονάς
und damit Gottes. Nun sagt schon Theophrast von der αόριστος
δυάς, a. a. 0. fortfahrend: έν ή καί τό άπειρον καί τό άτακτον
καί πάσα ώς είπεΐν άμορφία καΤ’ αυτήν (sie ist also wirklich
die passive (ίλη). Und weiter: όμως2 δέ ούχ ο ιόν τε άνευ ταύτης
τήν του όλου φύσιν, άλλ’ οΐον ίσομοιρεΐν ή καί ύπερέχειν τάς έτέρας
ή καί τάς άρχάς εναντίας3, διό καί ουδέ τον Τεόν (όσοι τω Τεω
τήν αιτίαν άνάπτουσι) δύνασΤαι πάντ’ εις τό άριστον άγειν, άλλ’
ε’ίπερ έφ’ όσον ενδέχεται κτλ. Wie nun das Letztere auch unser
Ungenannter insofern lehrt, als wir finden werden, daß er trotz
Glaubens an einen gottbestimmten Weltzusammenhang im Be-
reich des irdischen Geschehens auch der τύχη Spielraum läßt
(439 b 37), so hat er im Anschluß an die Aufstellung der zwei
obersten Prinzipien der μονάς und der άόριστος δυάς offenbar auch
seinerseits sich ausgesprochen über ihre Bedeutung als das
schöpferische und das leidende Prinzip und über ihre Beziehung
zu den Begriffen Gott und Materie. Hier war also in die Zahlen-
metaphysik sozusagen seine Theologie eingeschoben, zwischen
die arithmetische und die geometrische Formulierung. Und so
erklärt sich mit einemmal im Text des Photius der Einschub
1 Vgl. Heinze a. a. a. O. 38; Borghorst, de Anatolii fontibus, Diss-
Berol. 1905, 56 ff.; Eva Sachs a. a. O. 66.
2 δλως codd.
3 D. h. die aus der Dyas entwickelten άρχαί.
 
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